Donnerstag, 31. Januar 2008

Die ersten Befestigungen mit steinernen Mauern und Türmen in Europa

Wiesbaden (welt-der-bronzezeit) - Die ersten Befestigungen mit steinernen Mauern und Türmen in Europa entstanden während der Bronzezeit, die in manchen Gebieten schon um 2300 v. Chr. begann und teilweise erst um 500 v. Chr. endete. Solche wehrhaften Burgen kennt man aus Spanien, dem mediterranen Frankreich, Deutschland, Ungarn und Griechenland.

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Dienstag, 29. Januar 2008

Reicher Speisezettel in der Bronzezeit

Wiesbaden (welt-der-bronzezeit) - Die Bauern, Bronzegießer und Burgherren in der Bronzezeit von etwa 2300 bis 800 v. Chr. haben nicht nur Gerichte aus Getreidemehl sowie Fleisch von geschlachteten Haus- und gejagten Wildtieren gegessen. Ihr Speisezettel war viel reichhaltiger: Sie verzehrten auch Gemüse, Salat, Obst, Vogeleier, Fische, Milch, Käse, würzten ihre Mahlzeiten mit Salz oder süßten sie mit Honig und tranken Alkohol.

Archäologische Funde und Abdrücke von Getreidekörnern verraten, dass damals Nacktgerste, mehrzeilige Gerste, Saatweizen, Emmer, Einkorn, Rispenhirse und Dinkel gesät und geerntet wurden. Aus dem daraus gewonnenen Mehl hat man Suppen, Breie und Brote hergestellt. Zudem tischte man eßbare Ackerunkräuter - wie Roggentrespe und Windenknöterich - auf.

In manchen Fällen hat man sogar Toten noch Brot als Wegzehrung für das Jenseits mit ins Grab gelegt. Derartige Funde glückten in Bellenberg (Landkreis Neu-Ulm) in Bayern sowie in Heek und Rhede (beide Landkreis Borken), Telgte-Raestrup (Landkreis Warendorf ) und Rheine-Meseum (Landkreis Steinfurt) in Nordrhein-Westfalen.

Als Haustiere sind Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde und Hunde nachgewiesen. Ihr Fleisch wurde in Tongefäßen gekocht und über offenem Feuer gebraten. Kühe und Ziegen lieferten Trinkmilch, aus der man manchmal - worauf tönerne Siebgefäße hindeuten - auch Käse zubereitet hat.

Suppen, Breie, Brote und Fleisch sind sicherlich gesalzen worden. Schließlich hat man im oberösterreichischen Hallstatt um 1200 v. Chr. die ältesten Salzbergwerke der Erde betrieben und in der Gegend von Halle/Saale in Sachsen-Anhalt tönerne Geräte zur Salzherstellung entdeckt. In manchen Dörfern betrieb man schon die Imkerei und wußte den Honig der Bienen als Leckerei oder Süßungsmittel zu schätzen.

Dank der schon in der Jungsteinzeit aufgekommenen Landwirtschaft spielte die Jagd auf wilde Tiere in der Bronzezeit keine wichtige Rolle mehr bei der Ernährung. Braunbären, Elche, Rothirsche, Rehe, Auerochsen, Wildschweine, Hasen, Biber und Wildgeflügel (Enten, Gänse, Kormorane, Kraniche) sorgten nur lediglich für Abwechslung auf dem Speisezettel. Man brachte die großen Tiere mit Speeren und die kleinen mit Pfeil und Bogen zur Strecke.

Speisereste, Angelhaken, Netzreste und -senker sowie Harpunen belegen gelegentlichen Fischfang an Flüssen und Seen. Das Fleisch von Muscheln aus Bächen, Flüssen, Seen und Meeren sowie die Eier von brütenden Wildvögeln wußte man sporadisch ebenfalls zu schätzen. Der Fischfang und die Jagd auf Wasservögel erfolgten teilweise von Booten aus.

Außer Getreide baute man in der Bronzezeit auch Gemüse wie Kohl, Möhren, Linsen, Erbsen und Ackerbohnen (Pferde- oder Saubohnen genannt) an. Sie dienten zur Herstellung von Brei. Aus Schlafmohn, Flachs und später Leindotter wurde pflanzliches Öl für Speisezwecke gewonnen.

Nach den Funden aus damaligen Siedlungen zu schließen, waren auch viele eßbare Sammelpflanzen bekannt, die in freier Natur wuchsen. Dazu gehören Wildäpfel, Wildbirnen, Schlehen, Trauben von Wildem Wein, Kornelkirschen, Himbeeren, Walderdbeeren, Brombeeren, Schwarzer Holunder, Haselnüsse und Eicheln. Weintraubenreste kennt man aus Franzhausen in Niederösterreich und aus Plauen (Elstertalkreis) in Sachsen. Obst ist mitunter als Vorrat gedörrt worden.

Krusten aus Kochtöpfen der spätbronzezeitlichen Seeufersiedlung von Zug in der Schweiz zeigten, dass man verschiedene Pflanzen zusammen zubereitete. Eine solche Kruste bestand vor allem aus Dinkel und Linsen, mit denen Saatgerste, Rispenhirse, Seebinse, großes Nixenkraut, Haselnuß, Hahnenfuß, Brombeere, Wildapfel, Hundspetersilie, bittersüßer Nachtschatten, Zwergholunder und Feldsalat vermischt wurden.

Im Grab einer Frau von Egtved in Dänemark ist in einer Birkenrindenschachtel sogar der Rest eines alkoholisches Getränkes nach gewiesen worden. Es handelte sich um ein Fruchtbier aus Weizen und Preiselbeeren mit Zusatz von Porst und Honig. Drei bronzene Gefäße - ein Eimer, eine Tasse und ein Sieb - in einem reich ausgestatteten Grab von Hart an der Alz (Landkreis Altötting) in Bayern gelten als Weinservice. Dem damit versehenen, wohl bedeutenden Toten hatte man auch Teile eines vierrädrigen Prunkfahrzeuges ins Grab gelegt.

Zumindest in Bayern hat man bereits Hanf oder Mohn geraucht. Den Beweis dafür lieferte der Fund des tönernen Kopfes einer Pfeife aus Bad Abbach-Heidfeld (Landkreis Kelheim), an dem noch ein winziger Rest des einstigen hölzernen Saugrohres haftete.

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Die ersten Rasiermesser aus Metall

Wiesbaden (welt-der-bronzezeit) - Die ersten Rasiermesser aus Metall gab es ab der mittleren Bronzezeit um 1600 v.Chr. in Europa. Derartige Funde wurden unter anderem auch in Deutschland und Dänemark relativ häufig geborgen. Die Rasiermesser der damaligen Zeit bestehen aus ausgedengelter Bronze und haben messerartige bis halbmondförmige Gestalt. Man benutzte zwei- und einschneidige Rasiermesser. Bei ersteren wurde vorwiegend der Griff verziert, bei zweiteren neben dem Griff auch Blatt und Rücken. Experimente haben gezeigt, dass man mit bronzezeitlichen Rasiermessern gut die Kopf- und Barthaare schneiden konnte.

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Freitag, 11. Januar 2008

Die Lausitzer Kultur (etwa 1300-500 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Eine der wichtigsten Kulturen Mitteleuropas war von etwa 1300 bis 500 v. Chr. die Lausitzer Kultur. Sie entwickelte sich vermutlich aus der Vorlausitzer Kultur und existierte während der mittleren und jüngeren Bronzezeit sowie in der frühen Eisenzeit. In diesem Kapitel werden lediglich die bronzezeitlichen Abschnitte von etwa 1300 bis 800 v. Chr. behandelt, die ungefähr der Lebensdauer der süddeutschen Urnenfelder-Kultur entsprechen.
Das Verbreitungsgebiet der Lausitzer Kultur reichte im Westen bis an die Saale in Mitteldeutschland, während es im Süden Nordböhmen, Nordmähren und die nordwestliche Slowakei umfaßte. Im Nordwesten gehörte das südliche Brandenburg dazu, und im Osten bildete die heutige polnische Provinz Posen (Poznan) die Grenze. Die Prähistoriker unterscheiden zwischen einer Ost-, West-, schlesisch-mährischen, oberschlesisch-polnischen, mittelschlesischen und einer Lausitz-sächsischen Gruppe.
Zur Westgruppe rechnet man die einst vor allem in der Lausitz im südlichen Brandenburg und in Sachsen ansässige Lausitz-sächsische Gruppe. Dazu gehörten im Norden die Spindlersfelder Gruppe, im Osten die Niederlausitzer Gruppe, Neißemündungs-Gruppe, Oberlausitzer Gruppe, Aurither Gruppe sowie im Westen die Fläming-Gruppe, Schliebener Gruppe, Elbe-Mulde-Gruppe, Elbe-Elster-Gruppe, Dresdener Gruppe und Osterländische Gruppe. Letztere hatte sich überwiegend östlich der Saale in Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie geringfügig auch in der Umgebung westlich der Saale niedergelassen.
Den Begriff Lausitzer Kultur hat 1880 der damals an der Universität Berlin wirkende Pathologe Rudolf Virchow (1821-1902) geprägt. Virchow erkannte bei Besuchen des Gräberfeldes von Zaborow bei Priment (Provinz Posen) in den 1870er und 1880er Jahren, daß ein Teil der dortigen Funde von einer selbständigen Kultur stammt. Denn bestimmte Tongefäße lagen tiefer als die slawische Keramik und unterschieden sich durch ihr feineres Tonmaterial, ihre Form und Verzierungen deutlich von dieser ...

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Die Saalemündungs-Gruppe (etwa 1300/1200-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Zu beiden Seiten der unteren Saale in Sachsen-Anhalt breitete sich von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. der Lebensraum der Saalemündungs-Gruppe aus, die vor allem im Köthen/Bernburger Land konzentriert war. Diese Gemeinschaft konnte jenseits der Elbe nur geringfügig Fuß fassen. Die Bezeichnung »Saalemündungs-Gruppe« wurde 1935 von dem damals am Landesmuseum Halle/Saale arbeitenden Prähistoriker Hellmut Agde (1909-1940) vorgeschlagen.
Nachbarn der Saalemündungs-Gruppe waren im Süden die Helmsdorfer Gruppe, im Westen die Lüneburger Gruppe, im Norden die Elb-Havel-Gruppe der nordischen jüngeren Bronzezeit und im Osten die Spindlersfelder Gruppe der Lausitzer Kultur. Mit Angehörigen dieser, aber auch anderer Gemeinschaften hatten die Menschen der Saalemündungs-Gruppe Kontakt und betrieben sie Tauschgeschäfte.
Bei Untersuchungen der menschlichen Leichenbrände aus Steinkistengräbern der Saalemündungs-Gruppe haben Anthropologen eine auffällig hohe Sterblichkeit von Kindern und Jugendlichen festgestellt. Mitunter kamen auf zehn nichterwachsene nur drei erwachsene Tote.
Der Stoff für die Kleidung aus Leinen oder Schafwolle wurde auf Webstühlen angefertigt. Reste eines etwa drei Meter breiten Webstuhles von unbekannter Höhe kamen in der Siedlung von Wallwitz1 (Kreis Jerichower Land) unweit von Magdeburg zum Vorschein. Dabei handelte es sich um Pfostenlöcher der Holzkonstruktion des Webstuhles und um tönerne Webgewichte in einer Siedlungsgrube ...

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Die Helmsdorfer Gruppe (etwa 1300/1200-600 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Im östlichen und nördlichen Harzvorland von Sachsen-An-halt behauptete sich von etwa 1300/1200 bis um 600 v. Chr. die Helmsdorfer Gruppe. Ihr südlicher Nachbar war die im Thüringer Becken konzentrierte Unstrut-Gruppe, ihr nördlicher Anrainer die beiderseits der unteren Saale heimische Saalemündungs-Gruppe.
Zwischen diesen drei Kulturen lassen sich wegen fließender Übergänge keine deutlichen Abgrenzungen vornehmen. Bei der Keramik hatte die Helmsdorfer Gruppe viele Gemeinsamkeiten mit der Saalemündungs-Gruppe. Dagegen spiegeln ihre Bronzeobjekte einen engen Kontakt mit der Unstrut-Gruppe wider.
Die Helmsdorfer Gruppe verdankt dem Gräberfeld auf dem Sehringsberg beim Ortsteil Helmsdorf von Heiligenthal1 (Kreis Mansfelder Land) in Sachsen-Anhalt ihren Namen. Der Begriff Helmsdorfer Gruppe geht auf den Prähistoriker Jörg Lechler (1894-1969) zurück, der 1913 bis 1918 auf dem Sehringsberg gegraben und 1925 vom Helmsdorfer Kulturkreis gesprochen hatte. Der Name Helmsdorfer Gruppe wurde 1967 von dem am Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle/Saale, tätigen Prähistoriker Berthold Schmidt eingeführt.
Vor allem im östlichen Harzvorland sind auffällig viele Funde, Siedlungen und Gräberfelder entdeckt worden. Demzufolge dürfte die entsprechende Bevölkerungskonzentration auf den Abbau von Kupfererz im Mansfelder Land und dessen Weiterverarbeitung sowie auf die für den Ackerbau günstigen Böden zurückzuführen sein.
Der Prähistoriker Berthold Schmidt hat 1978 die Ansicht vertreten, man könne den Zeitabschnitt, in dem die Helmsdorfer Gruppe im Harzvorland existierte, fast als ein »goldenes Zeitalter« bezeichnen. Er schrieb damals: »Es handelt sich um eine Epoche, in der große Siedlungen, Befestigungen, ausgedehnte Gräberfelder mit anspruchsvollen Grabdenkmälern errichtet, aufwendige religiöse Zeremonien veranstaltet, wohl intensiv Kupfer abgebaut und Bronze zahlreich verwendet wurde, in der Viehhaltung und Ackerbau blühten und die Anzahl der hier wohnenden Menschen relativ hoch gewesen sein muß.« ...

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Die Unstrut-Gruppe (1300/1200 bis 800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Die Unstrut-Gruppe" von Ernst Probst:

Zu den selbständigen Kulturen der Spätbronzezeit in Mitteldeutschland gehörte die nach dem gleichnamigen thüringischen Fluß benannte Unstrut-Gruppe. Sie ist aus der mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Kultur hervorgegangen und wurde dabei stark von der Urnenfelder-Kultur geprägt. Den Begriff Unstrut-Gruppe hat 1943 der damals am Landesmuseum Halle/Saale wirkende Prähistoriker Wilhelm Albert von Brunn (1911-1988) vorgeschlagen.
Manche Prähistoriker verwenden statt dessen den Namen Walterslebener Gruppe, der sich auf das Gräberfeld von Erfurt-Waltersleben in Thüringen bezieht. Von der Walterslebener Gruppe hat 1928 als erster der Studienrat und Altertumsforscher Ernst Lehmann (1893-1950) aus Erfurt gesprochen. Nicht durchzusetzen vermochten sich die etwas umständlich klingenden Bezeichnungen »Kultur des Friedhofes auf dem Erfurter Flughafen« und »Kultur der thüringischen Steinpackungsgräber«.
Die Unstrut-Gruppe war von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. im Bereich der Unstrut bis zum Südharz verbreitet. Ihr Kerngebiet lag im Thüringer Becken, wo sich der fruchtbare Lößboden gut für den Ackerbau eignete. Einige Fundorte befinden sich im Fuldaer Becken in Nordhessen. Die Unstrut-Gruppe hatte Kontakt zu benachbarten Kulturen und wurde von diesen mehr oder minder stark beeinflußt.
Im Südwesten Thüringens wirkte sich – nach Erkenntnissen des Jenaer Prähistorikers Karl Peschel – zunächst die westböhmisch-ostbayerische Urnenfelder-Kultur in wesentlicher Weise aus. Sie formte die Unstrut-Gruppe mit und prägte den am Oberlauf der Saale und der Weißen Elster heimischen Zweig der Lausitzer Kultur zur Osterländischen Gruppe, die sich schätzungsweise 250 Jahre lang behauptete.
Später gerieten der Westen und die Mitte Thüringens in den Einflußbereich der untermainisch-schwäbischen Gruppe der Urnenfelder-Kultur und schließlich von deren niederhessischer Randzone. Damals verschmolzen mitunter die Formen und Verzierungen der Keramik der Unstrut-Gruppe und der niederhessischen Urnenfelder-Kultur.
Im Nordosten Thüringens jenseits von Helme und Unstrut ging die Unstrut-Gruppe in die Helmsdorfer Gruppe über. Diese Gemeinschaft war im östlichen und nördlichen Harzvorland von Sachsen-Anhalt ansässig.
Obwohl sich die Menschen der Unstrut-Gruppe und der erwähnten Osterländischen Gruppe der Lausitzer Kultur in Tracht und Kult unterschieden, vermischten sich beide in Ostthüringen. Zudem standen die Unstrut-Leute in Verbindung zur böhmischen Knovízer Kultur und praktizierten wie diese die Leichenzerstückelung ...

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Die nordische jüngere Bronzezeit (etwa 1100-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

In der nordischen jüngeren Bronzezeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. vergrößerte sich das Verbreitungsgebiet des Nordischen Kreises um ein Vielfaches seiner ursprünglichen Ausdehnung. Es reichte nun im Süden bis zur Oder, Saale und Weser sowie im Norden bis Schweden und Norwegen. Wegen dieser Entwicklung spricht man auch vom großnordischen Kreis. In Deutschland gehörten Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, das nördliche Brandenburg und der Norden Sachsen-Anhalts zum Bereich der nordischen jüngeren Bronzezeit.
Diese Kultur wird von den Prähistorikern in mehrere Gruppen eingeteilt. In Mecklenburg-Vorpommern gab es die Rügener Gruppe und Neubrandenburger Gruppe, im südlichen Mecklenburg-Vorpommern und im nördlichen Sachsen-Anhalt die Elb-Havel-Gruppe, im nördlichen Brandenburg und in Vorpommern die Uckermärkisch-westpommersche Gruppe und die Usedom-Woliner-Gruppe, im nördlichen Brandenburg die Prignitz-Gruppe (auch Seddiner Gruppe genannt) und die Rhin-Gruppe. Dagegen ist bisher in Schleswig-Holstein eine entsprechend weitergehende Unterteilung unterblieben.
Die Menschen aus dieser Zeit gelten als die unmittelbaren Vorfahren der Germanen. Bei der Untersuchung von Leichenbränden aus dem Flachgräberfeld in Warlin (Kreis Mecklenburg-Strelitz) konnte die Körperhöhe der dort Bestatteten ermittelt werden. Demnach waren die Männer in dieser Gegend zwischen 1,55 und 1,63 Metern groß. Eine Frau brachte es auf etwa 1,55 Meter Größe ...

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Die nordische mittlere Bronzezeit (etwa 1200-1100 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Der Abschnitt von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. wird in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern als nordische mittlere Bronzezeit bezeichnet. Als Regionalgruppen jener Zeit gelten die Westholsteinische Gruppe, die Segeberger Gruppe und die Westmecklenburger Gruppe.
Im südlichen Holstein, das vorher fest im Nordischen Kreis verankert war, entstand damals zwischen Wandse und Delvenau eine Lokalgruppe, welche die Tracht-, Bewaffnungs- und Bestattungssitten aller umliegenden Gemeinschaften integrierte. Zeitweise überwogen dort die Impulse von Lokalgruppen der nordischen Bronzezeit und verschiedener Lüneburger Regionalgruppen.
Von der damaligen Garderobe blieb nur bronzenes Zubehör – wie Nadeln, Fibeln und Gürtel- beziehungsweise Kleiderbesatz – übrig. Die Männer dieser Zeit kürzten ihren Bart und die Kopfhaare mit bronzenen Rasiermessern, die aus einer langgestreckten Klinge und häufig einem Griff mit einem stilisierten Pferdekopf bestanden.
Solche Toilettegeräte lassen sich in Norddeutschland ab der nordischen mittleren Bronzezeit nachweisen. In Süddeutschland waren sie schon früher in der Hügelgräber-Kultur üblich. Die bronzenen Pinzetten zum Ausreißen störender Haare haben im Gegensatz zu denjenigen aus der älteren Bronzezeit nun eine längere und schlankere Form.
Teilweise bewohnten die Menschen der nordischen mittleren Bronzezeit große Anwesen. So war ein Hausgrundriß von Handewitt (Kreis Schleswig-Flensburg) 25,50 Meter lang und 9,50 Meter breit. Dieses Gebäude besaß auf der Längsseite im Norden zwei Eingänge und auf der anderen im Süden einen Eingang. Der Innenraum wurde durch zwei querlaufende Pfostenreihen in drei Räume aufgegliedert. In einem davon war eine Feuerstelle mit einem Durchmesser von 1,60 Metern angelegt ...

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Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen (etwa 1100-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen" von Ernst Probst:

Im Bereich der südlichen niedersächsischen Regierungsbezirke Hannover und Braunschweig ließen sich bisher für die jüngere Bronzezeit von etwa 1100 und 800 v. Chr. keine Regionalgruppen ermitteln. Das gilt für die heutigen Kreise Göttingen, Osterrode, Hildesheim, Hannover, Diepholz, Nienburg/Weser, Wolfenbüttel, Braunschweig und Helmstedt.
Die Funde aus dem erwähnten Abschnitt werden von den Archäologen nur allgemein der jüngeren Bronzezeit zugerechnet. Ob es im südlichen Niedersachsen eigenständige Kulturgruppen gab oder ob lediglich Einflüsse aus Nachbargebieten vorlagen, ist gegenwärtig unklar.
Holzkohleresten an der Walkemühle in Göttingen zufolge wuchsen dort Stieleiche (Quercus robur), Traubeneiche (Quercus petraea), Rotbuche (Fagus sylvatica), Hainbuche (Carpinus betulus), Esche (Fraxinus excelsior), Ahorn (Acer), Erle (Alnus), Weide (Salix) und Birke (Betula). Möglicherweise gediehen in dieser Gegend auch Weißdorn (Crataegus laevigata) oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia) oder Wildbirne (Pyrus pyraster) oder Wildapfel (Malus sylvestris). Bei letzteren vier Baumarten ist die Holzkohle nur schwer zu unterscheiden.
Tierknochen an der Walkemühle belegen das Vorhandensein von Rothirsch (Cervus elaphus), Reh (Capreolus capreolus), nicht genau identifizierbarem Wildgeflügel und Biber (Castor fiber).
Die Hinterlassenschaften aus der Siedlung an der Walkemühle haben Erkenntnisse über viele Bereiche des Lebens der Menschen aus der jüngeren Bronzezeit vermittelt. So verraten scheibenförmige tönerne Spinnwirtel und Webgewichte von dort, daß Schafwolle gesponnen und gewebt wurde. Die Webgewichte sind kleiner als die Spinnwirtel. Beide Formen hat man in der Mitte durchlocht ...

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Die Ems-Hunte-Gruppe (etwa 1100-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Zwischen den Flüssen Ems im Westen und Hunte im Osten lag in der jüngeren Bronzezeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. das Verbreitungsgebiet der Ems-Hunte-Gruppe. Es reichte ungefähr von Osnabrück im Süden bis Wildeshausen (Kreis Oldenburg) im Norden und umfaßte die Kreise Grafschaft Bentheim, Emsland, Cloppenburg, Osnabrück, Vechta und Oldenburg.
Im Laufe der Forschungsgeschichte wurden die Funde aus diesem Gebiet unterschiedlichen Kulturen beziehungsweise Gruppen zugeordnet: 1930 zum Formenkreis der Unterweser, 1941/42 zum Ems-Weser-Kreis, 1957 zur Hase-Hunte-Kulturprovinz, 1968 zur Südgruppe im südlichen Oldenburg und 1979 von dem Prähistoriker Wolfgang Schlüter aus Osnabrück zum »Ems-Hunte-Kreis«. Für den so umrissenen Komplex schlug 1991 der Prähistoriker Otto Mathias Wilbertz aus Hannover den Begriff „Ems-Hunte-Gruppe« vor.
Über die Siedlungen der Ems-Hunte-Gruppe weiß man bisher wenig. Sie lagen wohl ebenso wie diejenigen der folgenden frühen Eisenzeit etwa 250 bis 500 Meter von den Friedhöfen entfernt und in unmittelbarer Nähe eines Gewässers. Unbekannt sind die Größe und Gliederung der Dörfer sowie die dort eventuell ausgeübten handwerklichen Tätigkeiten.
Die bronzenen Rasiermesser aus dem Bereich der Ems-Hunte-Gruppe lassen mitunter Beziehungen zur nordischen Bronzezeit und zur süddeutschen Urnenfelder-Kultur erkennen. Ihre reiche Ornamentik zeigt teilweise eine Vermischung nordischer und süddeutscher Motive. Vielleicht sind diese Rasiermesser nur Nachahmungen und stammen aus eigener Produktion.
Allein in den Gräbern von Voxtrup-Düstrup (Stadt Osnabrück) lagen mindestens zehn Rasiermesser. Ein Exemplar mit Lederscheide wurde in Dötlingen-Buschheide bei Wildeshausen (Kreis Oldenburg) geborgen. In einer Scheide aus Holz, die mit Leder überzogen war, soll angeblich eines der Rasiermesser aus Voxtrup-Düstrup gesteckt haben.
Bei den Rasiermessern wirken die auf einer Seite verzierten Stücke wie kleine Kunstwerke. Ein Rasiermesser aus Börstel bei Berge (Kreis Osnabrück) sowie zwei weitere solche Toilettegegenstände aus Emsbüren und vom Nattenberg bei Emsbüren (Kreis Emsland) zeigen mythologische Schiffsdarstellungen. Auf letzterem Fund sind zudem zwei Fabeltiere abgebildet ...

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Donnerstag, 10. Januar 2008

Die Stader Gruppe in der jüngeren Bronzezeit (etwa 1100-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit":

An der unteren Weser, auf der Verdener, Bremerhavener und Stader Geest, existierte in der jüngeren Bronzezeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. weiterhin die Stader Gruppe. Ihr Verbreitungsgebiet umfaßte damals – nach Erkenntnissen des Hamburger Prähistorikers Friedrich Laux – die heutigen Kreise Cuxhaven, Stade, Bremervörde, Osterholz, Rotenburg/Wümme und Verden. Nach Westen hin vorgelagert war der westlich der Weser gelegene Kreis Wesermarsch.
Landschaftlich ist dieser Bereich stark gegliedert. Moore und Flußniederungen, aus denen immer wieder mehr oder weniger ausgedehnte Geesthorste aufragen, bestimmen das geographische Bild. Damit verbunden sind lokale Unterschiede innerhalb der Stader Gruppe, die sich teilweise in geringfügig voneinander abweichenden Grab-, Bestattungs- und Beigabensitten äußern beziehungsweise die hinter der engräumigen Verbreitung einzelner Topf- und Geräteformen angenommen werden können.
Diesen Gegebenheiten widmete sich inbesondere der Prähistoriker Arne Lucke in seiner Hamburger Dissertation von 1981. Für den Bereich der von Friedrich Laux herausgestellten Stader Gruppe der jüngeren Bronzezeit, die von einem anderen Prähistoriker auch Unterweser-Gruppe genannt wird, unterscheidet Lucke drei Lokalgruppen: die Wesermünder Gruppe im Westen, die Verdener Gruppe im Süden und die Stader Gruppe im Osten. Letztere bleibt in dieser Definition fast ausschließlich auf den heutigen Kreis Stade beschränkt.
Eine Siedlung aus jener Zeit konnte in der Nähe der Hahnenknooper Mühle bei Rodenkirchen unweit von Stadland (Kreis Wesermarsch) freigelegt werden. Auf dem 100 mal 60 Meter großen Siedlungsgelände wurden Reste von drei Häusern in Pfostenbauweise entdeckt. Die Bauten standen einst auf dem Uferwall eines ehemaligen Wasserlaufes. Eines der Häuser war 15 Meter lang und hatte möglicherweise einen Stallteil. Als Bodenbelag in diesem Gebäude dienten aus Binsenbündeln kreuzweise gelegte, bis zu drei Zentimeter dicke Matten. Darin wurden Fruchtstände der Schwertlilie (Iris) konserviert ...

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Die Lüneburger Gruppe in der jüngeren Bronzezeit (etwa 1100-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Die in der älteren und mittleren Bronzezeit existierende Lüneburger Gruppe ist auch in der jüngeren Bronzezeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. in der Lüneburger Heide nachweisbar. Das Wissen über ihr Vorkommen stützt sich vor allem auf Beigaben für die Toten in Brandgräbern. Die Lüneburger Gruppe bildet ein interessantes Beispiel dafür, wie sich die Sitte der Leichenverbrennung langsam in der östlichen Lünebuger Heide durchzusetzen vermochte.
Im Ilmenau-Tal machten sich von Westen her, von jenseits der Elbe, von Norden und aus dem Bereich der mitteldeutschen Lausitzer Kultur Einflüsse gleichzeitiger Kulturen bemerkbar. Auf die westlichen Auswirkungen der Urnenfelder-Kultur gehen vermutlich sämtliche Brandbestattungen zurück, bei denen auf den in einem organischen Behältnis verwahrten Leichenbrand die meistens unverbrannten Trachtbestandteile beziehungsweise Waffen gelegt worden sind. Das war in der späten mittleren Bronzezeit der Fall.
Etwas jünger sind dann alle Gräber, wo innerhalb kleinerer langrechteckiger Steinsetzungen der Leichenbrand ausgestreut wurde und darauf die verbrannten und unverbrannten Waffen niedergelegt worden sind. Dieser Brauch wurde in der Übergangsphase zwischen später mittlerer und früher jüngerer Bronzezeit praktiziert. Herausragende Beispiele dafür sind die Gräber von Adendorf (Kreis Lüneburg, Hügel 3), Tangendorf bei Toppenstedt (Kreis Harburg, Fundplatz 2, Grabstellen 38 und 39) und die Grabhügelgruppe im Häcklinger Moor bei Melbeck (Kreis Lüneburg) ...

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Die Stader Gruppe in der mittleren Bronzezeit (etwa 1200-1100 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Auf der Stader Geest und der Bremerhavener Geest endete die Sitte der älterbronzezeitlichen Stader Gruppe, den Toten bronzene Waffen und Schmuckstücke ins Grab zu legen, ziemlich unvermittelt mit dem Beginn der mittleren Bronzezeit um 1200 v. Chr. Das hatte zur Folge, daß sich die Stader Gruppe nun archäologisch kaum noch nachweisen läßt, obwohl sie sicherlich weiterhin existierte.
Schon in der Schlußphase der älteren Bronzezeit wurden auf der Stader und Bremerhavener Geest die Toten – im Gegensatz zu vorher – auf Scheiterhaufen verbrannt. Man bewahrte aber die übriggebliebenen Knochenreste noch nicht in Urnen auf, sondern fertigte Baumsärge an und streute darin den Leichenbrand aus. Auf diesem wurden Schwerter und Nadeln, die nicht dem Feuer ausgesetzt waren, abgelegt.
Das Bemerkenswerte daran ist, sagt der Hamburger Prähistoriker Friedrich Laux, daß man einen derartigen Umbruch zu einem neuen Brauchtum auf eine, allenfalls zwei Generationen eingrenzen kann. Diese existierten am Übergang von der älteren Bronzezeit (Periode II) zur mittleren Bronzezeit (Periode III) ...

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Die Allermündungs-Gruppe in der mittleren Bronzezeit (etwa 1200-1100 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Südlich der Stader Geest existierte während der mittleren Bronzezeit von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. im Bereich der Allermündung die nach dieser Gegend benannte Allermündungs-Gruppe. Sie gehörte wie die gleichaltrige mittelbronzezeitliche Lüneburger Gruppe zur Periode III in der erwähnten Chronologie von Oskar Montelius.
Zum Verbreitungsgebiet der Allermündungs-Gruppe zählten die Gebiete der heutigen Landkreise Hannover, Nienburg/Weser, Diepholz, Verden, Soltau-Fallingbostel und teilweise der Kreis Hildesheim. Im Kreis Soltau-Fallingbostel und im Ostteil des Kreises Verden war in der älteren Bronzezeit noch die Lüneburger Gruppe heimisch. Den Begriff Allermündungs-Gruppe hat 1989 der Hamburger Prähistoriker Friedrich Laux eingeführt.
Welchen Einflüssen die mittlere Weserregion ausgesetzt war, wird an der Zusammensetzung des Depots von Landesbergen (Kreis Nienburg/Weser) ersichtlich. Dieses wird zwar in die ältere Bronzezeit datiert, doch in der mittleren Bronzezeit herrschten dort sicherlich noch ähnliche Verhältnisse. Das Depot von Landesbergen besteht aus Schmuckstücken und Geräten. Eine solche Kombination ist typisch für den Südteil des Nordischen Kreises der Bronzezeit, also von Schleswig bis Stade.
Die kleinen Gürtelscheiben aus Landesbergen gehören zur Tracht der Stader und – ebenfalls nördlich der Elbe – der Dithmarscher Damen, die längsgerippten Armbänder sind lüneburgisch. Die beiden norddeutschen Absatzbeile mit geradem Absatz sind nach Erkenntnissen von Friedrich Laux typisch für eine Werkstatt, die irgendwo zwischen Nienburg und Verden/Aller gearbeitet hat.
Das Depot von Landesbergen umfaßte also Einheimisches (Absatzbeile), Stadisches (Gürtelscheiben), Lüneburgisches (Armbänder und Armring) sowie allgemein Nordisches (Zusammensetzung des Depots). Demnach nahmen die Menschen im Bereich der mittleren Weser von allen Seiten her Anregungen und Fertigprodukte auf. Nur die alltäglichen Geräte (Arbeitsbeile und wohl auch Sicheln) wurden vor Ort angefertigt.
Die Reste der drei bronzenen Sicheln aus dem Depot von Landesbergen veranschaulichen, daß später sicherlich auch die Angehörigen der Allermündungs-Gruppe Ackerbauern waren, die Getreide säten und ernteten. Daneben dürften sie wohl Viehzucht betrieben haben.
Von der Kleidung der Menschen dieser Gruppe blieben keine Stoffreste erhalten. Lediglich bronzene Fibeln und Nadeln konnten bisher gefunden werden. Die metallenen Haarknotenfibeln dienten den Frauen als Haarschmuck am Hinterkopf. Das weibliche Gewand wurde häufig durch Doppelradnadeln mit tropfenförmiger Öse zusammengehalten. Solche Doppelradnadeln waren zuvor auch von den Hügelgräber-Leuten in Osthessen getragen worden.
Zur Bewaffnung der Männer gehörten zunächst meistens Lanzen mit bronzenen Spitzen vom Lüneburger Typ mit Mittelrippe auf der Tülle. Nur in der Gegend von Hannover gab es ähnliche Lanzenspitzen ohne Mittelrippe. Die Stoßlanzen mit langem hölzernen Schaft und metallener Spitze wurden häufig durch längere bronzene Dolche ergänzt. Diese Ausrüstung entsprach weitgehend der Bewaffnung der mittelbronzezeitlichen Lüneburger Gruppe.
In einer Spätphase der Allermündungs-Gruppe ging man zu einer Bewaffnung aus Wurfspeer und Dahlenburger Kurzschwert über. Die Wurfspeere haben eine bronzene Spitze mit langer Tülle und kurzem rhombischen Blatt. Solche Speerspitzen waren in der Gegend von Hannover eher die Seltenheit, dort bevorzugte man andere kleinere Formen.
Eine schwere bronzene Lanzenspitze fand man in einem der Gräber von Laatzen (Kreis Hannover), leichtere Speerspitzen dagegen in Tüchten bei Oyten (Kreis Verden) und im Stadtteil Westenholz von Walsrode (Kreis Soltau-Fallingbostel). Ein 29,9 Zentimeter langes Dahlenburger Kurzschwert kam zusammen mit der bereits erwähnten Lanzenspitze in Walsrode-Westenholz zum Vorschein.
Wie in der südlichen Lüneburger Heide gehörten auch im Verbreitungsgebiet der Allermündungs-Gruppe bronzene Haarknotenfibeln und Doppelradnadeln zur Schmucktracht der Frauen.
Außerdem waren Schmuckstücke in Mode, die auf osthessische Einflüsse beziehungsweise Importe zurückgeführt werden können. Dazu zählten osthessische Halskragen aus Bronzeblech, Doppelradnadeln mit tropfenförmiger Öse und Stollenarmbänder mit sieben Rippen. Ein verzierter Halskragen, drei Doppelradnadeln und drei Stollenarmbänder mit sieben Rippen konnten in Gräbern des Ortsteils Elferdingen von Uetzingen (Kreis Soltau-Fallingbostel) geborgen werden.
Einzelne Armstulpen und Beinringe stammten aus Werkstätten des Ilmenau-Tales in der östlichen Lüneburger Heide. Die Beinringe wurden – nach Ansicht des Hamburger Prähistorikers Friedrich Laux – nicht von einheimischen Frauen getragen, sondern von solchen, die es durch Einheirat bis in die Gegend von Hannover »verschlagen« hatte. Denn die Beinringe sind den jungen Frauen angeschmiedet worden und konnten nicht täglich an- und abgelegt werden.
Die Schmuckstücke aus Osthessen und aus dem Ilmenau-Tal (Gegend von Uelzen und Lüneburg) dokumentieren Tauschgeschäfte mit dort heimischen Zeitgenossen. Vielleicht wurden die Tauschobjekte zumindest teilweise mit Wasserfahrzeugen auf der Ilmenau, Aller und Weser transportiert. Auch Wagen mit vorgespannten Zugtieren hat es damals sicherlich gegeben, obwohl die Speichenradreste aus dem Barnstorfer Moor im Kreis Diepholz unsicher datiert sind.
Im Verlauf der mittleren Bronzezeit setzte sich im Verbreitungsgebiet der Allermündungs-Gruppe allmählich die Brandbestattung durch. Der Brauch, die Toten mit bronzenen Grabbeigaben zu versehen, endete erst zu Beginn der jüngeren Bronzezeit (Periode IV). Der Verzicht auf die Beigabensitte macht es den Prähistorikern nahezu unmöglich, weitere Aussagen über die Regionalgruppen der damaligen Zeit zu formulieren.
Gräber aus jener Zeit sind vom Mastbruchholz bei Laatzen in der Gemarkung Grasdorf (Kreis Hannover) bekannt. Den dort bestatteten Männern hatte man jeweils eine Lanze und ein Kurzschwert mit ins Grab gelegt – einem davon zusätzlich noch eine Nadel -, obwohl ihre Leichname auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden waren.
Ein 1914 abgetragener Grabhügel auf dem Wittenberg nördlich von Walsrode-Westenholz enthielt einen Baumsarg, der mit einer Packung von Rollsteinen bedeckt war. Den männlichen Toten hatte man zusammen mit einem 29,9 Zentimeter langen Dahlenburger Kurzschwert und einer Lanzenspitze vom Typ Südergellersen-Bahnsen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Danach ist seine Asche in einen Baumsarg geschüttet worden. Bei der zweiten Bestattung in demselben Grabhügel fand man eine Lüneburger Lanzenspitze.
Seltener als Beisetzungen von Männern wurden bisher solche von Frauen erkannt. Die Frauen waren ausschließlich mit aus der Lüneburger Heide stammenden Schmuckstücken beerdigt worden. So fanden sich in Frauengräbern beispielsweise bronzene Haarknotenfibeln (Lehrte-Ahlten, Kreis Hannover), eine Gewandfibel (Esbeck, Kreis Hildesheim), ein Uelzener Armband (Nienburg, Kreis Nienburg/Weser) und Lüneburger Beinringe (Calenberg und Döhren, Kreis Hannover).
Eines der spätesten Gräber der Allermündungs-Gruppe kam in Tüchten bei Oyten (Kreis Verden) zum Vorschein. Dort wurde die Brandbestattung bereits in einer tönernen Urne vorgenommen. Zu den Grabbeigaben gehörten eine angeschmolzene kleinköpfige bronzene Nadel vom Typ Deutsch Evern und eine nicht dem Feuer des Scheiterhaufens ausgesetzte Lanzenspitze vom Typ Südergellersen-Bahnsen.
Ersterer und letzterer Typ sind nach den Fundorten Deutsch Evern, Südergellersen (beide Kreis Lüneburg) und Bahnsen (Kreis Uelzen) in Niedersachsen benannt ...

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Die Lüneburger Gruppe in der mittleren Bronzezeit (etwa 1200-1100 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Die bereits in der älteren Bronzezeit bestehende Lüneburger Gruppe existierte auch in der mittleren Bronzezeit von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. in der Lüneburger Heide. Während dieser Zeit nahm jedoch der Umfang ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes allmählich an Größe ab. Es umfaßte in der Schlußphase nur noch die Ilmenaugegend und Teile der Nordheide. Zu diesem Bereich gehörten die heutigen Kreise Lüneburg, Harburg, Uelzen und teilweise Lüchow-Dannenberg.
In der Südheide, wo während der älteren Bronzezeit die Lüneburger Gruppe durch reiche Grabbeigaben dokumentiert war, läßt sich diese in der fortgeschrittenen mittleren Bronzezeit nicht mehr nachweisen, weil nun keine Beigaben mehr in die Gräber gelangten. Der Kreis Soltau-Fallingbostel, der zuvor ebenfalls im Verbreitungsgebiet der Lüneburger Gruppe lag, zählte in der mittleren Bronzezeit zur Allermündungs-Gruppe.
Wie die Urnenfelder-Zeit im südlichen Mitteleuropa gilt auch die mittlere Bronzezeit in Niedersachsen als eine unruhige Phase, mit der tiefgreifende Veränderungen im Alltag und in religiösen Dingen verbunden waren. Es war jene Zeit, in der aus unbekannten Gründen große Wanderungsbewegungen ausgelöst wurden und sich der auf neuen religiösen Vorstellungen basierende Brauch der Leichenverbrennung durchsetzte ...

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Die ältere Niederrheinische Grabhügel-Kultur (etwa 1200-750 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Nordrhein-Westfalen gehörte während der Spätbronzezeit von etwa 1200 bis 750 v. Chr. nur teilweise zum riesigen Verbreitungsgebiet der Urnenfelder-Kultur. In Nordrhein-Westfalen existierten damals drei regionale Gruppen. Davon gilt lediglich diejenige in der Niederrheinischen Bucht als Ableger der südlich benachbarten Urnenfelder-Kultur im Neuwieder Becken, das bereits in Rheinland-Pfalz liegt. Denn die Funde aus beiden Gegenden sind sich sehr ähnlich.
Im Niederrheinischen Tiefland, im südlichen Holland sowie in den belgischen Provinzen Antwerpen und Limburg behauptete sich in der Spätbronzezeit die ältere Niederrheinische Grabhügel-Kultur. Sie wird von manchen Autoren auch als nordwestliche Randgruppe der im südlichen Mitteleuropa heimischen Urnenfelder-Kultur bezeichnet. Die jüngere Niederrheinische Grabhügel-Kultur fällt bereits in die frühe Eisenzeit.
In den rechtsrheinischen Gebieten, im nördlichen Holland und in der Westfälischen Bucht unterschied sich die Gruppe der westfälisch-nordostniederländischen Kreisgrabenfriedhöfe deutlich von der Urnenfelder-Kultur. Diese Gruppe hatte offenbar mehr Kontakte mit Nordwestdeutschland und mit dem westeuropäischen Raum. Typisch für ihre teilweise sehr großen Gräberfelder sind schlüssellochförmige Gräben, Kreis- und Langgräben sowie Langbetten mit Pfostenstellungen.

Die Urnenfelder-Kultur
in der Niederrheinischen Bucht

Zu Beginn der späten Bronzezeit herrschten in der Niederrheinischen Bucht zwischen Bonn und Aachen noch Verhältnisse wie zuvor in der älteren Bronzezeit Nordrhein-Westfalens. Die Verstorbenen wurden weiterhin unverbrannt beerdigt und über ihren Gräbern Erdhügel aufgeschüttet.
Gegen Ende der Stufe Hallstatt A und verstärkt ab der Stufe Hallstatt B wurde das fruchtbare Lößgebiet am südlichen Niederrhein von aus dem Neuwieder Becken vorstoßenden Urnenfelder-Leuten besiedelt oder zumindest stark beeinflußt. Ab dieser Zeit kam in der Niederrheinischen Bucht die Sitte der Brandbestattung auf. Die Toten wurden verbrannt, ihre Reste in tönerne Urnen mit Deckel gelegt und in Gruben beerdigt.
Zu Beginn der Stufe Hallstatt B entstand in der nördlich anschließenden, weniger fruchtbaren Sandlandschaft der Niederrheinischen Bucht die sogenannte Kerbschnitt-Gruppe. Deren Angehörige stellten Tongefäße mit Kerbschnittverzierung her. Auch im Gebiet der Kerbschnitt-Gruppe setzte sich die Brandbestattung durch. Anders als im südlichen Lößgebiet schloß man hier die Graburnen jedoch nicht mit einem Deckel ...

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Die Urnenfelder-Kultur (etwa 1300/1200-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Die Urnenfelder-Kultur gilt in Europa als eine der wichtigsten Kulturen der Spätbronzezeit. Sie bestand von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. und vermochte sich vom nördlichen Balkan über die Donauländer bis zur Oberrheinregion auszubreiten. In Deutschland war sie in Baden-Württemberg, Bayern, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Hessen, Teilen Nordrhein-Westfalens (Nieder-rheinische Bucht) und südlich des Thüringer Waldes heimisch.
Der Begriff »Urnenfelder-Kultur« fußt darauf, daß damals die Toten auf Scheiterhaufen verbrannt und danach häufig ihre Asche beziehungsweise Knochenreste in tönerne Urnen geschüttet und in Brandgräbern beigesetzt wurden. Gelegentlich bilden die Brandgräber ausgedehnte Urnenfelder mit Dutzenden oder Hunderten von Bestattungen.
Als erster formulierte 1885 der Direktor der Großherzoglichen Sammlungen in Karlsruhe, Ernst Wagner (1832-1920), die Bezeichnung »Urnen-Friedhöfe«. Seine Publikation »Hügelgräber und Urnen-Friedhöfe in Baden« wurde 1886 durch den Königsberger Prähistoriker Otto Tischler (1843-1891) in der »Westdeutschen Zeitschrift« kommentiert. Dabei sprach Tischler von »Urnenfeldern der Bronzezeit«.
Nach Ansicht der meisten Prähistoriker war die Urnenfelder-Zeit ein unruhiger Abschnitt der Urgeschichte. Damals setzten vermutlich in vielen Gebieten Europas große Völkerwanderungen ein, die vielleicht im mittleren Donauraum ihren Ausgang nahmen. Sie erreichten wahrscheinlich nicht nur Süddeutschland, sondern auch den Balkan und die östliche Mittelmeerregion. Sogar die Ägypter mußten sich der Eindringlinge mit Waffengewalt erwehren.
Ihre Ursache hatten die großen Wanderungen der Unruhestifter womöglich in einer erheblichen Bevölkerungszunahme, deren Folgen durch ein ungünstiges trockenes Klima verstärkt wurden. Ein weiteres Motiv könnte das Interesse von Anführern der betroffenen Gemeinschaften an Kriegszügen gewesen sein, die bei erfolgreichem Verlauf sowohl Beute als auch Ansehen mehrten. Diese Kriegszüge nun bewirkten vermutlich Ausweichbewegungen jener Stämme, in deren Gebiete die Eroberer zuerst eindrangen.
Es gab aber auch Experten, die derartige Wanderungen bezweifelten. Der Freiburger Prähistoriker Georg Kraft (1894-1944) beispielsweise schloß 1927 nach der Untersuchung süddeutscher Urnenfelder aus, daß eine große Kulturbewegung von Osten nach Westen stattgefunden habe. Im Gegensatz dazu vertrat 1938 der österreichische Prähistoriker Richard Pittioni (1906-1985) die Ansicht, in der Lausitz zwischen Sachsen, Brandenburg und Schlesien habe im 13. Jahrhundert v. Chr. eine große Abwanderung eingesetzt. Aus der Begegnung der wandernden Gruppen mit den älteren einheimischen Kulturen in verschiedenen Teilen Europas seien als Folge lokale Urnenfelder-Gruppen entstanden, die im 12. und 11. Jahrhundert v. Chr. über fast den gesamten Kontinent verbreitet gewesen seien.
Angesichts bestimmter Gemeinsamkeiten bei den archäologischen Funden – etwa immer wiederkehrender ähnlicher Gefäßtypen – meinte Pittioni auch, alle Urnenfelder-Gruppen hätten einer Gemeinschaft mit derselben Sprache angehört. Er nahm an, daß die Urnenfelder-Kultur mit einer konkreten Einzelsprache, nämlich dem Illyrischen, in Verbindung gebracht werden könne, und sprach in diesem Zusammenhang von sogenannten Proto-Illyrern. Laut Pittioni waren die Urnenfelder-Leute Alteuropäer, die weite Teile Europas in Besitz nahmen.
Der Tübinger Prähistoriker Wolfgang Kimmig bestritt 1964, daß die einzelnen Urnenfelder-Gruppen einem Volk angehört hätten. Nur die östlichen Gruppen ließen sich dem illyrischen Volkstum zuordnen. Wie Pittioni befürwortete auch Kimmig die Theorie der Wanderungen, die neben Kulturkontakten und einem Kulturaustausch mit verschiedensten gegenseitigen Beeinflussungen für die Ausbreitung der Urnenfelder-Kultur verantwortlich seien.
Nach Auffassung Kimmigs führten die Wanderungen der Urnenfelder-Leute über Griechenland, die ägäischen Inseln bis nach Syrien, Palästina und Ägypten. Demzufolge wären europäische Fremdlinge in den Mittelmeerraum eingedrungen und hätten dort ähnliche Unruhen ausgelöst wie in Mitteleuropa, Italien, Frankreich, Spanien und sogar England.
Für Süddeutschland und das Ostalpengebiet werden die 1902 durch den damals in Mainz arbeitenden Prähistoriker Paul Reinecke (1872-1958) eingeführten Stufenbezeichnungen Bronzezeit D, Hallstatt A und Hallstatt B verwendet. Davon umfaßt Hallstatt A zwei Unterstufen (Ha A 1, Ha A 2), Hallstatt B dagegen drei Unterstufen (Ha B 1, Ha
B 2, Ha B 3).
Die Einteilung der Stufen und Unterstufen basiert auf bestimmten Bronzeobjekten und ihrem Formenwandel (Schwerter, Dolche, Messer, Rasiermesser, Nadeln, Fibeln, Armringe, Tassen) sowie Tongefäßen. Die zahlreichen kennzeichnenden Formen dieser Stufen und Unterstufen wurden 1959 durch den bis dahin in München tätigen Prähistoriker Hermann Müller-Karpe beschrieben. Eine genaue Auflistung all jener Objekte ist in einem populärwissenschaftlichen Buch wie diesem nicht möglich.
Nach neuesten Überlegungen wird heute die Urnenfelder-Kultur dreigegliedert. Die erste Stufe entspricht der späten Hügelgräber-Bronzezeit (Bronzezeit D) und der frühen Urnenfelder-Zeit (Hallstatt A 1). Die zweite Stufe umfaßt die mittlere Urnenfelder-Zeit (Hallstatt A 2 bis B 1) und die dritte Stufe die späte Urnenfelder-Zeit (Hallstatt B 2/3) ...

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Die Spätbronzezeit in Deutschland

Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen

Bronzezeitbuch

Rohfassung eines Textes für das Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" (1996) von Ernst Probst

Neuerdings ordnet man der Spätbronzezeit außer den Stufen Hallstatt A und B auch die Bronzezeit D (etwa von 1300 bis 1200 v. Chr.) zu, die vorher als letzte Stufe der Mittelbronzezeit galt. Die Stufenbezeichnung und Inhalte der Bronzezeit D, Hallstatt A und B entsprechen weitgehend der 1902 vorgenommenen Gliederung des damals in Mainz arbeitenden Prähistorikers Paul Reinecke (1872-1958).
Als die wichtigsten damaligen Kulturen in Deutschland gelten die Urnenfelder-Kultur, die Lausitzer Kultur und die nordische Bronzezeit, die sämtlich besonders große Gebiete einnahmen. Daneben gab es etliche kleinere Kulturen und Gruppen.
Baden-Württemberg, Bayern, das Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Teile Nordrhein-Westfalens (Niederrheinische Bucht) und Südthüringens gehörten von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. zum Bereich der Urnenfelder-Kultur. Diese war im Raum nördlich der Alpen verbreitet.
Im Niederrheinischen Tiefland Nordrhein-Westfalens existierte von etwa 1200 bis 750 v. Chr. die Niederrheinische Grabhügel-Kultur, eine Untergruppe der Urnenfelder-Kultur.
Für Norddeutschland gilt die bronzezeitliche Chronologie des schwedischen Prähistorikers Oscar Montelius (1843-1921). Ihr zufolge wird in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und im nördlichen Brandenburg die Zeit von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. als mittlere Bronzezeit (Periode III) und die Zeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. als jüngere Bronzezeit (Perioden IV und V) bezeichnet. Die durch das Kulturgefälle in der Frühbronzezeit zwischen dem Süden und dem Norden bewirkte Phasenverschiebung von Bronzezeitstufen setzt sich also terminologisch fort.
In die mittlere Bronzezeit fallen in Niedersachsen die Lüneburger Gruppe, die Allermündungs-Gruppe und die Stader Gruppe, letztere aber nur noch mit wenigen sicher datierbaren archäologischen Funden.
In der jüngeren Bronzezeit gab es in Niedersachsen ebenfalls eine Anzahl von Regionalgruppen, so die Lüneburger Gruppe, die Stader Gruppe und die Ems-Hunte-Gruppe. In anderen Landstrichen Niedersachsens spricht man nur allgemein von der jüngeren Bronzezeit, obschon auch hier Ansätze für eine regionale Gliederung erkennbar sind.
In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, im Stader Bereich (Niedersachsen) und im nördlichen Brandenburg behauptete sich von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. die nordische mittlere Bronzezeit und von etwa 1100 bis 800 v. Chr. die nordische jüngere Bronzezeit. Das Zentrum der nordischen Bronzezeit lag in Skandinavien.
Sachsen und das südliche Brandenburg zählten von etwa 1300/1200 bis 500 v. Chr. zur Lausitzer Kultur und zum Kreis ihrer Nachfolgekulturen, zum Beispiel Billendorfer Kultur und Hausurnen-Kultur. Die Lausitzer Kultur war damals in Osteuropa heimisch.
Im Thüringer Becken existierte von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. die Unstrut-Gruppe. Etwa zur gleichen Zeit gab es in Sachsen-Anhalt die Helmsdorfer Gruppe und die Saalemündungs-Gruppe.

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Die Vorlausitzer Kultur (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

Im östlichen Sachsen (Oberlausitz, Elbtal) und in Ostbrandenburg existierte während der älteren Bronzezeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. die Vorlausitzer Kultur. Ihre Keramik- und Bronzeerzeugnisse unterscheiden sich größtenteils von denen der gleichzeitig vorkommenden Hügelgräber-Kultur. Die Vorlausitzer Kultur war hauptsächlich in Polen (Schlesien, Großpolen, Kujawien) verbreitet. Sie fiel in die Periode II der Bronzezeit.
Die auffällig spärlichen Funde der Vorlausitzer Kultur in Sachsen deuten auf einen spürbaren Bevölkerungsrückgang gegenüber der vorhergehenden Zeit in diesem Gebiet hin. Der Dresdener Archäologe Klaus Simon führt die Fundarmut und den Populationsschwund in Sachsen auf klimatische Ursachen zurück – eine Erscheinung, die sich in anderen Perioden wiederholte.
Der Begriff »Vorlausitzer Kultur« wurde 1924 von dem polnischen Prähistoriker Józef Kostrzewski (1885–1969) aus Posen eingeführt und basiert darauf, daß diese Ära der Lausitzer Kultur vorausging. Andere Prähistoriker verwendeten statt dessen die Bezeichnungen Vorlausitzer Gruppe, Schlesische Hügelgräber-Kultur, Großpolnische Kultur mit Textilkeramik, Podliszki-Kultur oder Schlesisch-großpolnische Hügelgräber-Kultur.
Bei den Vorlausitzern handelt es sich nicht um Abkömmlinge der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur, sondern um Einwanderer. In Polen errichteten sie ihre Behausungen überwiegend an solchen Plätzen, an denen sich zuvor keine Angehörigen der Aunjetitzer Kultur angesiedelt hatten. Tönerne Spinnwirtel und Gewebeeindrücke auf Tongefäßen deuten auf gewebte Kleidung aus Schafwolle hin ...

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Die ältere Bronzezeit im westlichen Brandenburg (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

Die Zeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. wird im westlichen Teil von Brandenburg als ältere Bronzezeit (Periode II) bezeichnet. Zum westlichen Brandenburg gehören vor allem die Landschaften der Prignitz und das Ruppiner Rhin-Gebiet. Im östlichen Brandenburg existierte damals die Vorlausitzer Kultur.
Bei den Hinterlassenschaften der älteren Bronzezeit im westlichen Brandenburg handelt es sich überwiegend um Objekte aus Gräbern und Depots sowie um Einzelstücke. Funde dieser Kulturstufe wurden l935 durch die Prähistorikerin Waldtraud Bohm (1890–1969) aus Berlin in der Publikation »Die ältere Bronzezeit in der Mark Brandenburg« beschrieben.
Die Gräber liegen heute oft an Sümpfen und Seen sowie unter dem derzeitigen Grundwasser. Als Ursache dafür gilt der schwankende Wasserstand infolge des Anstiegs des Meeresspiegels sowie des Rückstau von Elbe, Havel und Rhin. Der höhere Grundwasserspiegel wurde durch Aufstauungen und Bodenverbesserungen (Meliorationen) seit dem frühen Mittelalter hervorgerufen.
Obwohl die Toten häufig unverbrannt bestattet wurden, weiß man nichts über die Körperhöhe und Krankheiten der damaligen Menschen. Denn nach den Körperbeisetzungen sind die Knochen im märkischen Sand vergangen. Von der Kleidung zeugt nur metallenes Zubehör. Dazu gehören bronzene Nadeln zum Zusammenhalten des Gewandes, Knöpfe, Schmuckscheiben und Gürtelscheiben.
Nadeln lagen in Depots und Gräbern aus jener Zeit. Die größten Exemplare sind bis zu zwölf Zentimeter lang und häufig mit einem gerippten Kopf versehen.
Ein Knopf und zwei Schmuckscheiben kamen bei der Untersuchung einer Grabhügelgruppe in Sadenbeck (Kreis Prignitz) zum Vorschein. Der von einem männlichen Toten stammende Knopf aus Sadenbeck mit einem Durchmesser und einer Höhe von 1,2 Zentimetern ist mit einem eingetieften vierstrahligen Sternmuster verziert. Auf die Schauseite der einst sechs Zentimeter Durchmesser erreichenden Zierscheiben aus einem Frauengrab in Sadenbeck ist jeweils ein sechszackiger Stern eingeritzt, während die Rückseite einen Dorn und einer Öse hat ...

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Die nordische ältere Bronzezeit (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

In Schleswig-Holstein, auf den Nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr, im Küstengebiet von Mecklenburg-Vorpommern sowie auf der Ostseeinsel Rügen werden die archäologischen Funde aus der Zeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. der nordischen älteren Bronzezeit (Periode II) zugerechnet. Diese Regionen Norddeutschlands gehörten zum Nordischen Kreis, dessen Kerngebiet damals in Dänemark lag, zudem aber Südnorwegen, Süd- und Mittelschweden umfaßte. Auch die bereits erwähnte Stader Gruppe im nördlichen Niedersachsen gilt als Teil des Nordischen Kreises.
Das Gebiet des in Nordeuropa weit verbreiteten Nordischen Kreises deckt sich nicht mit dem einer zeitlich vorangehenden Kultur der Frühbronzezeit oder der Jungsteinzeit. Dort lebte wohl auch kein Stamm oder Volk mit derselben Sprache. Zu den wenigen Gemeinsamkeiten zählten die Form und der Stil – oder salopper gesagt die Mode – der Bronzeerzeugnisse: also der Werkzeuge, Waffen, Gefäße und Schmuckstücke, die in eigenen Werkstätten hergestellt wurden.
Nach Erkenntnissen des Hamburger Prähistorikers Friedrich Laux von 1989 lassen sich anhand bestimmte Waffenkombinationen im südlichen Schleswig-Holstein und im westlichen Mecklenburg-Vorpommern einige Lokalgruppen der nordischen älteren Bronzezeit unterscheiden. Dazu gehören die Westholsteinische Gruppe, die Segeberger Gruppe und die Westmecklenburgische Gruppe.
Für die Westholsteinische Gruppe ist – laut Friedrich Laux – die Waffenausstattung mit einem Schwert und einer Lanzenspitze typisch, die vereinzelt durch ein Absatzbeil oder einen Dolch ergänzt wurde. Dagegen gilt für die Segeberger Gruppe die Bewaffnung mit einem Schwert und einem Absatzbeil als kennzeichnend, wozu häufig ein Dolch kommt. Die Angehörigen der östlich benachbarten Westmecklenburgischen Gruppe trugen ein Schwert, ein Absatzbeil und einen Dolch.
Die Menschen der nordischen Bronzezeit werden manchmal als »Urgermanen« bezeichnet, weil sie Vorfahren der ab der Eisenzeit um 500 v. Chr. nachweisbaren Germanen sein sollen. Wie ein Grabfund von Kampen auf der Nordseeinsel Sylt zeigt, gab es damals bereits Männer von erstaunlichem Körperwuchs. Dort hat man unter einem Grabhügel das Skelett eines 1,82 Meter großen Kriegers entdeckt, der offenbar in einem verrotteten Baumsarg bestattet worden ist.
Nach der Beisetzung eines Jugendlichen von Freienwill (Kreis Schleswig-Flensburg) zu schließen, war das Haar manches »Urgermanen« dunkelblond, bis zu 20 Zentimeter lang und geflochten. In Baumsärgen auf Jütland (Dänemark) wurden häufig blonde Haare gefunden ...

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Mittwoch, 9. Januar 2008

Die Oldenburg-emsländische Gruppe (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

Aus einem nicht bekannten Grund haben die Menschen im westlichen Teil von Niedersachsen in der älteren Bronzezeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. ihren Verstorbenen fast keine Beigaben mit ins Grab gelegt. Durch diese Eigenart unterscheidet sich die in den Kreisen Oldenburg, Cloppenburg, Diepholz und Emsland verbreitete Oldenburg-emsländische Gruppe von den übrigen Kulturstufen jener Zeit in Niedersachsen. Der Begriff »Oldenburg-emsländische Gruppe« geht auf den Hamburger Prähistoriker Friedrich Laux zurück. Er hat 1987 in Bad Stuer bei einer Tagung und 1990 in dem Sammelband hierüber diesen Namen geprägt.
Anhand zweier Grabfunde aus Kirchhatten (Kreis Oldenburg) weiß man, daß die Menschen jener Zeit Kleidungsstücke trugen, die aus Schafwolle und Hirschhaaren gewebt waren. In einem der dortigen Gräber konnte auf der Außenseite eines bronzenen Armreifs ein Wollgeweberest geborgen werden, der entweder von der Decke, unter der die Leiche lag, oder von einem Mantel stammt. In einem anderen Grab fand man an fünf Stellen der Bestattung ein Wollgewebe mit ein Millimeter dicken Fäden und verrotteten Flachs.
Auf Ackerbau während der älteren Bronzezeit wies früher eindeutig der Hakenpflug von Walle (Kreis Aurich) hin, der nur wenig außerhalb des Verbreitungsgebietes der Oldenburg-emsländischen Gruppe zum Vorschein kam. Sein Alter wurde durch Pollenanalysen am Fundort ermittelt. Heute schwankt die Datierung jenes Pfluges zwischen der Jungsteinzeit und der Bronzezeit. Das insgesamt drei Meter lange Ackerbaugerät aus Eichenholz mit etwa 60 Zentimeter langer Schar hat man beim Torfstechen in etwa anderthalb Meter Tiefe zutage gefördert. Ein anderer Pflug aus Eichenholz von Duisburg-Rheinhausen in Nordrhein-Westfalen stammt aus der Jungsteinzeit um 2300 v. Chr.
Da den Toten keine Fleischbeigaben ins Grab gelegt wurden und die Siedlungen schlecht erforscht sind, weiß man wenig über die Haustiere der Oldenburg-emsländischen Gruppe. Die erwähnten Gewebereste aus Kirchhatten belegen indirekt die Haltung von Schafen. In einem Hügelgrab mit Baumsargbestattung von Harmhausen (Kreis Diepholz) barg man Hundeknochen. Die Hirschhaarreste von Kirchhatten deuten auf gelegentliche Jagd hin.
Die Tongefäße der Oldenburg-emsländischen Gruppe werden wegen ihrer groben Machart als »Kümmerkeramik« bezeichnet. Neben aus Ton modellierten und im Töpferofen gebrannten Keramikgefäßen wurden zuweilen Holzgefäße geschnitzt. Das beweisen ein Eichenholzgefäß aus einem Grab von Sulingen-Vorwohlde (Kreis Diepholz) und Lindenholzreste, aus einem Grab von Kirchhatten (Kreis Oldenburg), die wohl von einem Gefäß stammen ...

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Die Südhannoversche Gruppe (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

Zu den kleineren Lokalgruppen der älteren Bronzezeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. in Niedersachsen gehörte die Südhannoversche Gruppe. Ihr Verbreitungsgebiet lag im südhannoverschen Bergland und umfaßte die Gebiete der heutigen Kreise Hannover, Göttingen, Hildesheim und Northeim. Im südlichen Teil dieser Lokalgruppe machten sich stärkere Einflüsse aus dem Bereich der osthessisch-thüringischen Hügelgräber-Kultur bemerkbar, im nördlichen Teil dagegen solche der Lüneburger Gruppe.
Der Begriff »Südhannoversche Gruppe« wurde 1987 von dem am Hamburger Museum für Archäologie arbeitenden Prähistoriker Friedrich Laux auf einer Tagung in Bad Stuer und 1990 in dem Sammelband hierüber vorgeschlagen. Diese Lokalgruppe existierte nur in der älteren Bronzezeit, ab der mittleren Bronzezeit von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. ist sie nicht mehr durch Beigaben in den Gräbern belegt. Das Gebiet des Kreises Hannover zählte in der mittleren Bronzezeit zur Allermündungs-Gruppe.
Die Kenntnisse über die Menschen der Südhannoverschen Gruppe basieren vor allem auf Gräberfunden, die Aussagen über Kleidung, Schmuck, Waffen und Grabsitten erlauben. Dagegen ist über die Siedlungen und die Wirtschaftsweise fast nichts bekannt. Man kann aber wohl ähnliche Verhältnisse wie bei der Hügelgräber-Kultur und bei der Lüneburger Gruppe voraussetzen. Demnach dürften die Angehörigen der Südhannoverschen Gruppe Ackerbauern, Viehzüchter und Bronzegießer gewesen sein, die in festen Häusern wohnten.
Wie die anderen Kulturen oder Gruppen jener Zeit benutzte man auch im südhannoverschen Bergland bronzene Nadeln, um die Kleidung zusammenzuhalten. Die Frauen trugen zu diesem Zweck – so wie in Osthessen üblich – oft zwei Radnadeln, die nur selten in derselben Gußform hergestellt wurden. Beliebt waren vor allem Doppelradnadeln.
Außer den auch als Schmuck dienenden Nadeln wurden in Frauengräbern osthessische Halskragen aus Bronzeblech, Halsringe, Halsketten, Glasperlen, längsgerippte Stollenarmbänder, Armspiralen und Armringe gefunden. Da der Armschmuck wohl kaum unter der Garderobe versteckt bleiben sollte, dürften die Frauen eine Oberbekleidung ohne oder nur mit kurzen Ärmeln bevorzugt haben. Fehlender Beinschmuck könnte als Indiz für lange Röcke gewertet werden.
In einem Hügelgrab von Bockenem-Werder (Kreis Hildesheim) wurde eine prächtige Halskette von 77 Zentimeter Länge geborgen. Sie besteht aus aneinandergereihten bronzenen Spiralröllchen. Als Anhänger einer Halskette dienten vermutlich vier blaue Glasperlen, die in Neuenkirchen (Kreis Goslar) zum Vorschein kamen.
Eine im Ilseforst bei Dinklar (Kreis Hildesheim) bestattete Frau trug offenbar eine Flügelhaube, die für die Lüneburger Gruppe typisch ist. Daß es sich um eine derartige Kopfbedeckung handeln könnte, dazu gibt die Kombination von kegelförmigen bronzenen Hütchen, Blechröhrchen und Spiralröllchen Anlaß, mit denen die seitlichen Flügel verziert wurden. Die Trägerin der Flügelhaube könnte eine Frau aus der Lüneburger Heide gewesen sein, die durch Einheirat in die Gegend von Dinklar kam.
Funde auf dem Weserhang »Dreischeuwer« bei Hemeln (Kreis Göttingen) beweisen, daß Metallhandwerker der Südhannoverschen Gruppe in der Lage waren, bronzene Erzeugnisse herzustellen. An diesem Ort wurden Bronzegußkuchen entdeckt, die Bronzeverarbeitung belegen. Daß man damals aber weiterhin die Qualitäten des Feuersteins zu schätzen wußte, demonstrieren etwa zwei Dutzend herzförmiger Pfeilspitzen vom selben Fundort.
Außer Pfeil und Bogen umfaßte die Waffenausrüstung der Männer vor allem verschiedene Formen von bronzenen Absatzbeilen mit hölzernem Schaft. Unter den Beilen gelten die Klingen vom Südhannover-Typ als einheimisches Produkt. Typologisch stehen diese Beile zwischen importierten osthessischen Formen der Hügelgräber-Kultur und dem ebenfalls bei Tauschgeschäften erworbenen Osthannover-Typ der Lüneburger Gruppe.
Bronzene Schwerter, Lanzenspitzen und Dolche waren selten. Ein Schwert wurde im einzigen nachweisbaren Männergrab des Friedhofes im Ilseforst bei Dinklar (Kreis Hildesheim) entdeckt. In dem Gräberfeld im Osterholz bei Nordstemmen (Kreis Hildesheim) kam ein bronzener Dolch zum Vorschein.
Die im Verbreitungsgebiet der Südhannoverschen Gruppe gefundenen Schmuckstücke und Waffen fremder Herkunft spiegeln den Tauschhandel mit Angehörigen der Lüneburger Gruppe und der Hügelgräber-Kultur wider. Vielleicht ist ein Teil der Tauschwaren aus dem Bereich der osthessischen Hügelgräber-Kultur mit Wasserfahrzeugen – Einbäumen oder Flößen – auf den nach Norden strömenden Flüssen transportiert worden.
Im südhannoverschen Bergland wurden die Toten während der älteren Bronzezeit unverbrannt unter Grabhügeln bestattet. Ab der mittleren Bronzezeit setzte sich die Brandbestattung durch, die zur Aufgabe der Beigabensitte führte. Dies geschah durch Einflüsse der süddeutschen und niederrheinischen Urnenfelder-Kultur ...

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Die Stader Gruppe in der älteren Bronzezeit (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Die Stader Gruppe" von Ernst Probst:

Im Dreieck zwischen Elbe und Weser sowie bis zur Niederung der Este in der Stader Geest war in der älteren Bronzezeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. die Stader Gruppe heimisch. Ihr Verbreitungsgebiet umfaßte – nach Erkenntnisssen des Hamburger Prähistorikers Friedrich Laux – die heutigen Kreise Stade, Cuxhaven, Rotenburg/Wümme und Verden.
Den Begriff »Stader Gruppe« hat 1981 der Prähistoriker Arne Lucke in seiner Hamburger Dissertation erstmals für eine Lokalgruppe der jüngeren Bronzezeit verwendet. Im Gegensatz dazu benutzt Laux die Bezeichnung Stader Gruppe, die er 1987 bei einem Vortrag in Bad Stuer erwähnte und auf die er 1991 in einem Aufsatz zurückgriff, für eine Gruppe, die sich in der älteren, mittleren und jüngeren Bronzezeit behauptete.
Die Stader Gruppe wird zum Nordischen Kreis der Bronzezeit gerechnet. Er umfaßte in der älteren Bronzezeit Südnorwegen, Süd- und Mittelschweden, Dänemark, Schleswig-Holstein, die Gegend von Stade in Niedersachsen und das Küstengebiet in Mecklenburg-Vorpommern. Seine südliche Grenze lag im Raum Stade.
Wie in der Lüneburger Gruppe gab es offenbar auch in der Bevölkerung der Stader Gruppe eine soziale Oberschicht. Darauf deuten die reichen Grabbeigaben in den Steinkistengräbern von Heerstedt (Kreis Cuxhaven) und Essel bei Kutenholz (Kreis Stade) hin. Darin waren vornehme Krieger mit bronzenen Waffen und Schmuckstücken bestattet worden. Im Steinkistengrab von Heerstedt lag zudem eine kostbare verzierte Holzschale. Auch der Klappstuhl von Daensen (Kreis Stade) dürfte zum Besitz eines Menschen von Rang gezählt haben ...

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Die Lüneburger Gruppe in der älteren Bronzezeit (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

In der Lüneburger Heide existierte während der älteren Bronzezeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. die nach dieser Region bezeichnete Kulturstufe namens Lüneburger Gruppe. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich von der Lüneburger Heide über die Weser hinweg bis zur Wildeshausener Geest. Es umfaßte die heutigen Kreise Celle, Soltau-Fallingbostel, Uelzen, Lüneburg, Harburg und teilweise auch Lüchow-Dannenberg.
Die Hinterlassenschaften der Lüneburger Gruppe ähneln jenen der süddeutschen Hügelgräber-Kultur. Deshalb wird sie von manchen Autoren als eine Lokalgruppe der Hügelgräber-Kultur betrachtet. Die zentrale Lüneburger Gruppe bestand auch in der mittleren Bronzezeit von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. weiter.
Von der »Lüneburger Bronzezeit« sprach 1939 erstmals der damals in München tätige Prähistoriker Friedrich Holste (1908–1942). Den heute gebräuchlichen Begriff »Lüneburger Gruppe« prägte 1971 der zu jener Zeit am Museum Lüneburg arbeitende Prähistoriker Friedrich Laux. Er grenzte 1989 durch den Vergleich unterschiedlicher Tracht-, Bewaffnungs- und Bestattungssitten mehrere Lokalgruppen der älteren und mittleren Bronzezeit in Niedersachsen voneinander ab. Der 1949 vom damals in Bonn wirkenden Prähistoriker Kurt Tackenberg (1899–1992) vorgeschlagene Ausdruck Ilmenau-Kultur hat sich nicht durchgesetzt ...

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Dienstag, 8. Januar 2008

Die ältere Bronzezeit in Nordrhein-Westfalen (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit":

Weil das Gebiet von Nordrhein-Westfalen nicht zur hauptsächlich in Süddeutschland verbreiteten Hügelgräber-Kultur gehörte, ist im Rheinland und in Westfalen eine andere Gliederung der Bronzezeit vorgenommen worden. Dort bezeichnet man den Abschnitt von etwa 1500 bis 1200 v. Chr., der in Süddeutschland Mittelbronzezeit genannt wird, als ältere Bronzezeit.
Dieser Abschnitt galt vor allem im Rheinland lange Zeit als fundarm und daher schlecht zu erforschen. Man kannte kaum Siedlungsspuren und auch nur wenige Grab- und Opferfunde. Doch im Laufe der Zeit wandelte sich das Bild. Berücksichtigt man heute alle einzeln geborgenen Objekte dieser Zeit, so ist nach Ansicht des Bonner Prähistorikers Hans-Eckart Joachim weder am Mittel- noch am Niederrhein eine auffallende Fundleere festzustellen.
Auch Zweifel darüber, ob auf diese Periode der Begriff Bronzezeit zutrifft, sind inzwischen fehl am Platze. Denn im Rheinland und in Westfalen sind in unterschiedlicher Zahl bronzene Randleistenbeile, Absatzbeile, Lanzenspitzen, Dolche, Schwerter, Armringe und Schmuck gefunden worden. Ein Teil dieser Bronzeerzeugnisse wurde wohl mangels erschlossener Erzvorkommen importiert, andere hat man vermutlich aus eingetauschtem Erz und Altmetall selbst hergestellt.
Die Untersuchungen des Hattinger Anthropologen Ulrich Drenhaus an zwei Bestattungen aus einem Grabhügel von Wünnenberg-Haaren (Kreis Paderborn) zeigten, daß damals in Westfalen schon erstaunlich große Männer lebten: Der dort beerdigte, etwa mehr als 40 Jahre alte Mann maß 1,78 Meter, die etwa 20 Jahre alte Frau an seiner Seite war 1,60 Meter groß. Eine mindestens 30 Jahre alte Frau von Paderborn-Neuenbeken dagegen brachte es auf ungefähr 1,65 Meter.
Der Mann von Wünnenberg-Haaren litt an Zahnwurzelabszessen, von denen im Unterkiefer der linke Eckzahn und der rechte erste Backenzahn sowie im Oberkiefer der rechte Eckzahn betroffen gewesen sind. Außerdem war offenbar in beiden Kiefern die Zahnwurzelhaut erkrankt, was bereits zum Ausfall beider Vorbackenzähne im rechten Oberkiefer geführt hatte. Von den 17 noch vorhandenen Zähnen wurde an drei Karies festgestellt. Vermutlich wegen Kalziummangels blieben vor allem die Frontzähne im Ober- und Unterkiefer unterentwickelt ...

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Die Hügelgräber-Kultur (etwa 1600-1300/1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

Etwa um 1600 v. Chr. änderten sich in weiten Teilen Europas die Bestattungssitten radikal: Statt die Toten wie in der Frühbronzezeit in Flachgräbern beizusetzen, schüttete man nun häufig über den Gräbern ein bis zwei Meter hohe Hügel auf und setzte dann nicht selten noch weitere Verstorbene darin bei. Auf diesem neuen Brauch beruht der Begriff "Hügelgräber-Kultur", den 1902 der damals am Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Mainz, tätige Prähistoriker Paul Reinecke (1872–1958) geprägt hat. Bei der Namenswahl wurde er vermutlich durch die 1887 erschienene Publikation »Die Hügelgräber zwischen Ammer- und Staffelsee« des Münchener Historienmalers und Altertumsforschers Julius Naue (1832–1907) inspiriert.
Nach heutigem Kenntnisstand war die Hügelgräber-Kultur etwa ab 1600 bis 1300/1200 v. Chr. von Ostfrankreich (Elsaß) bis nach Ungarn (Karpatenbecken) verbreitet. Sie ist in diesem Raum mit der Mittelbronzezeit identisch und läßt sich in zahlreiche Lokalgruppen gliedern.
Zu den im Gebiet von Deutschland vertretenen Lokalgruppen gehören die Württembergische Gruppe, die Oberbayerische Gruppe, die Oberpfälzisch-böhmische Gruppe, die Rhein-Main-Gruppe, die Werra-Fulda-Gruppe und die Lüneburger Gruppe. Die Lokalgruppen unterscheiden sich durch die Keramik sowie bronzene Schmucktracht und Bewaffnung voneinander ...

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Die Mittelbronzezeit in Deutschland

Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

In der Zeit von etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr., die in Süddeutschland als Mittelbronzezeit bezeichnet wird, beherrschten sämtliche im Gebiet von Deutschland verbreiteten Kulturen den Bronzeguß. Wegen dieses Fortschritts der Metallurgie hat 1935 der schwedische Prähistoriker Nils Åberg (1888–1957) die Mittelbronzezeit als Hochbronzezeit bezeichnet. Andere Autoren dagegen – vor allem in Norddeutschland – reden von der eigentlichen, reinen oder älteren Bronzezeit.
Der Mittelbronzezeit entsprechen in Süddeutschland vor allem die Stufen Bronzezeit B und C im Sinne der 1902 vorgenommenen Gliederung des damals in Mainz arbeitenden Prähistorikers Paul Reinecke (1872–1958). Demzufolge wird die Stufe Bronzezeit B in zwei Unterstufen eingeteilt (B 1 und B 2). Im Gegensatz zu früher tendiert man heute dahingehend, die Stufe Bronzezeit D (etwa von 1300 bis 1200 v. Chr.) erst der Spätbronzezeit zuzuordnen.
Mit der Mittelbronzezeit ist in Baden-Württemberg, Bayern, im Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Südthüringen und Sachsen-Anhalt die Hügelgräber-Kultur beziehungsweise -Bronzezeit identisch. Sie dauerte in diesen Gebieten von etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr. Die Hügelgräber-Kultur war damals von Ostfrankreich bis zum Karpatenbecken in Ungarn verbreitet und läßt sich in mehrere lokale Gruppen gliedern.
Nordrhein-Westfalen gehörte nur bedingt zur Hügelgräber-Kultur. Dort werden die Funde zwischen 1500 und 1200 v. Chr. – norddeutscher Terminologie folgend – allgemein der älteren Bronzezeit zugerechnet. Damit findet die auf dem Kulturgefälle in der Frühbronzezeit zwischen dem Süden und dem Norden basierende Phasenverschiebung von Bronzezeitstufen terminologisch ihre Fortsetzung.
In Niedersachsen bezeichnet man den Abschnitt von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. als ältere Bronzezeit. Diese umfaßt die Stufe II in der Chronologie des schwedischen Prähistorikers Oscar Montelius (1843–1921) für die nordische Bronzezeit. Damals gab es in Niedersachsen mehrere lokale Gruppen: die zur Hügelgräber-Kultur gehörende Lüneburger Gruppe, die zum Nordischen Kreis zählende Stader Gruppe, die Südhannoversche Gruppe und die Oldenburg-emsländische Gruppe.
In Sachsen und Ostbrandenburg war ab ungefähr 1500 bis 1300/1200 v. Chr. die Vorlausitzer Kultur heimisch. Sie ging der spätbronzezeitlichen Lausitzer Kultur voraus.
Die Funde von etwa 1500 bis 1300/1200 v. Chr. im westlichen Teil Brandenburgs werden der älteren Bronzezeit zugeordnet.
In Schleswig-Holstein und im Küstengebiet von Mecklenburg-Vorpommern begann um 1500 v. Chr. die nordische ältere Bronzezeit. Diese Kultur endete um 1200 v. Chr. Sie entspricht der Stufe II nach Montelius ...

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Die nordische frühe Bronzezeit (etwa 1800-1500 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Frühbronzezeit" von Ernst Probst:

Als in Mittel- und Süddeutschland bereits frühbronzezeitliche Kulturen heimisch waren, verharrten in Mecklenburg-Vorpommern noch Bevölkerungsgruppen auf dem technischen Niveau der Jungsteinzeit. Der Fortschritt setzte sich dort erst später durch als in südlicheren Gebieten. So war es im Norden auch schon mit Ackerbau und Viehzucht geschehen, die als Kennzeichen der Jungsteinzeit gelten und dort mit großer Verzögerung eingeführt wurden.
Ähnlich erging es in Mecklenburg-Vorpommern dem neuen Metall Bronze, weshalb dort die frühe Bronzezeit einige Jahrhunderte später als in Mittel- und Süddeutschland einsetzte. Da im Norden auch das Eisen zunächst kaum Beachtung fand, währte dort die Bronzezeit länger als im Süden und die Eisenzeit begann dementsprechend merklich später.
In Mecklenburg-Vorpommern gilt die Gliederung der Bronzezeit in sechs Perioden. Diesem Schema zufolge entspricht dort die frühe Bronzezeit der Periode I, die nach heutiger Kenntnis etwa von 1800 bis 1500 v. Chr. dauerte. Jener Abschnitt wird auch als nordische frühe Bronzezeit oder als frühe Bronzezeit des Nordischen Kreises bezeichnet. Der von dem schwedischen Prähistoriker Oscar Montelius stammende Begriff »Nordischer Kreis« beruht auf der eigenständigen Entwicklung nördlicher Regionen Europas.
Über die Anatomie, Körperhöhe und Krankheiten der Menschen aus der frühen Bronzezeit in Mecklenburg-Vorpommern läßt sich nichts sagen. Der Grund hierfür ist, daß die Skelette in den Gräbern im kalkarmen Boden völlig aufgelöst wurden. Auch die Siedlungen, das Leben darin und das Wirtschaftswesen sind bisher kaum erforscht.
Pfeilspitzen aus Feuerstein mit eingezogener Basis wie in der späten Jungsteinzeit verdeutlichen, daß Pfeil und Bogen weiterhin eine wichtige Jagdwaffe waren. Hinweise auf zumindest gelegentlich ausgeübte Jagd auf Rothirsche (Cervus elaphus) geben die Werkzeuge und Waffen mit Geweihgriffen. Wichtiger als das Töten von Wildtieren dürften jedoch Ackerbau und Viehzucht für die Ernährung gewesen sein.

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Der Sögel-Wohlde-Kreis (etwa 1600-1000 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Frühbronzezeit" von Ernst Probst:

Die frühe Bronzezeit wird in Niedersachsen in zwei Abschnitte eingeteilt. Dort existierte während des frühen Abschnitts noch die jungsteinzeitliche Einzelgrab-Kultur, die sich in Nordwestdeutschland neben der Aunjetitzer Kultur behauptete. Als Grab der Einzelgrab-Kultur mit starken Verbindungen zur Aunjetitzer Kultur Böhmens gilt die Schädelbestattung von Metzendorf-Woxdorf (Kreis Harburg). Zu dieser Zeit sind zahlreiche bronzene Randleistenbeile nach Niedersachsen gelangt, deren Fundorte an der Weser eine deutliche Westgrenze bilden.
Im Schlußabschnitt der frühen Bonzezeit entstand in Nordwestdeutschland der Sögel-Wohlde-Kreis, der etwa von 1600 bis 1500 v. Chr. nachweisbar ist. Er wurde nach den niedersächsischen Fundorten Sögel (Kreis Emsland) und Dohnsen-Wohlde (Kreis Celle) benannt. Dabei handelte es sich nicht um eine Kultur, sondern um einen Grabsittenkreis, für den bestimmte Waffenbeigaben in Männergräbern typisch sind.
Der Sögel-Wohlde-Kreis war im östlichen Nordrhein-Westfalen, in Niedersachsen und im südlichen Schleswig-Holstein verbreitet. Im Westen reichte er bis ins nördliche Holland. Seine Ostgrenze wurde durch die Kreise Celle, Soltau-Fallingbostel und Harburg markiert.
Im östlicher gelegenen Ilmenautal (Kreise Lüneburg und Uelzen) sowie im hannoverschen Wendland (Kreis Lüchow-Dannenberg) und in der Altmark folgte parallel zum Sögel-Wohlde-Kreis eine späteste Einzelgrab-Kultur mit letzten Einflüssen der Aunjetitzer Kultur, die durch bestimmte Randleistenbeile gekennzeichnet ist. Diese Beile sind über das Ilmenautal hinaus nicht weiter nach Westen gelangt. Am besten wird jene Zeitphase östlich des Sögel-Wohlde-Kreises durch einige Tongefäße vom Urnenfriedhof Hamburg-Sande dokumentiert.
Der Begriff »Sögel-Wohlde-Kreis« wurde 1971 von dem damals in Lüneburg tätigen Prähistoriker Friedrich Laux in die Fachliteratur eingeführt. Zuvor hatten bereits 1927 der damals in Hannover arbeitende Prähistoriker Ernst Sprockhoff (1892–1967) von der »Sögeler Stufe« sowie der 1958 in Hamburg wirkende Prähistoriker Rolf Hachmann vom »Sögeler Kreis« und vom »Wohlder Kreis« gesprochen. Zeitlich entspricht der Sögel-Wohlde-Kreis weitgehend der Periode I und dem Beginn der Periode II der nordischen Bronzezeit sowie dem älteren Teil der süddeutschen mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Bronzezeit.
Die Menschen der frühen Bronzezeit in Norddeutschland hatten Schädel von großer Höhe mit breiter Stirn sowie relativ kleinem beziehungsweise schmalem und niedrigem Gesicht. Doch in der Folgezeit wurden ihre Kopfumrisse immer kleiner und runder und die Gesichter breiter. Fünf Moorleichen aus dem Tannenhausener Moor (Kreis Aurich) in Niedersachsen könnten vielleicht aus dieser Zeit stammen ...

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Die Adlerberg-Kultur (etwa 2100-1800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Frühbronzezeit" von Ernst Probst:

Die Bezeichnung »Adlerberg-Kultur« weckt bei vielen Leuten falsche Vorstellungen. Denn die Fundstelle im Süden von Worms, nach der diese Kultur bezeichnet wurde, ist kein hoher Berg – und Adler haben dort auch nicht genistet. Statt dessen handelt es sich um eine unscheinbare Anhöhe von ursprünglich etwa 300 Meter Länge und 150 Meter Breite, die auf der dem Rhein zugewandten Seite die Umgebung um maximal drei Meter überragte. Noch bis ins 17. Jahrhundert wurde jener Hügel vermutlich nach einem Personennamen als Adil- oder Adelberg bezeichnet, später hat man ihn Adlerberg genannt.
Auf dem Adlerberg sind von 1896 bis 1951 insgesamt 25 Gräber aus verschiedenen Zeiten entdeckt worden. Davon stammen nach heutiger Kenntnis acht Gräber von der Adlerberg-Kultur. Bei den Ausgrabungen und der Erforschung dieser und weiterer Funde in Rheinhessen hat sich der Wormser Arzt Karl Koehl (1847–1929) verdient gemacht. Auf jenen Pionier der Archäologie geht auch der Begriff »Adlerberg-Kultur« zurück.
Die Adlerberg-Kultur war von etwa 2100 bis 1800 v. Chr. am nördlichen Oberrhein in Rheinland-Pfalz (Rheinhessen, Pfalz), Hessen und in Teilen von Baden-Württemberg (Nordbaden) verbreitet. Sie ist sicherlich aus der jungsteinzeitlichen Glockenbecher-Kultur hervorgegangen. Überspitzt formuliert handelt es sich um eine »Glockenbecher-Kultur ohne Glockenbecher«. Denn diese beiden kulturellen Erscheinungen standen sich in Hinsicht auf die Bestattungssitten, Pfeil und Bogen sowie ihr identisches Siedlungsgebiet sehr nahe.

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Die Ries-Gruppe und die Neckar-Gruppe (etwa 2300-1800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Frühbronzezeit" von Ernst Probst:

Im Nördlinger Ries und im oberen Altmühltal bei Treuchtlingen existierte von etwa 2300 bis 1800 v. Chr. die Ries-Gruppe. Sie unterschied sich vor allem durch ihre Grab- und Bestattungssitten von der in Südbayern heimischen Straubinger Kultur. Den Begriff Ries-Gruppe hat 1978 der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München lehrende Prähistoriker Walter Ruckdeschel eingeführt.
Auch die Menschen der Ries-Gruppe sind aus den jungsteinzeitlichen Glockenbecher-Leuten hervorgegangen. Das beweisen die Schädel der Toten aus den Gräbern von Nähermemmingen bei Nördlingen (Kreis Donau-Ries). Die Skelettreste von Nähermemmingen wurden durch den damals in München arbeitenden Anthropologen Emil Breitinger, der später als Professor in Wien wirkte, untersucht. Breitinger ermittelte bei sieben Männern eine Körperhöhe zwischen 1,60 und 1,75 Metern sowie bei sechs Frauen eine Körperhöhe zwischen 1,52 und 1,59 Metern.
Die etwa 30 bis 40 Jahre alte Frau aus dem Grab 23 von Nähermemmingen hatte zu Lebzeiten einen Kieferbruch erlitten. Offenbar stellte ihr ein Medizinmann die nach dem Unfall stärker verschobenen Fragmente des Unterkiefers richtig und sorgte durch äußere Verbände oder Schienen für den Halt in normaler Stellung. Dank dieser Fürsorge ist der Unterkiefer gut verheilt.
Weniger glücklich verlief die Behandlung einer 1,65 Meter großen Frau aus Lauingen (Kreis Dillingen), deren Schädel durch einen Schlag schwer verletzt wurde. Es wurde zwar versucht, die Verletzungsränder des Lochbruchs zu glätten, doch die Betroffene hat diesen Eingriff nicht überlebt. An einem Mann aus dem Grab 16 von Nähermemmingen war eine Schädeloperation (Trepanation) vorgenommen worden.
Die Frauen im Ries und im oberen Altmühltal bevorzugten bezüglich der Kleidung eine etwas andere Mode als ihre gleichzeitigen Straubinger Geschlechtsgenossinnen. Sie trugen im Gegensatz zu letzteren keine Hauben mit reichem Kupferschmuck auf dem Kopf. Das läßt sich an den Funden aus den Gräbern ablesen ...

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Montag, 7. Januar 2008

Die Arbon-Kultur (etwa 1800-1600 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Frühbronzeit" von Ernst Probst:

In der jüngeren Frühbronzezeit von etwa 1800 bis 1600 v. Chr. war gebietsweise im südlichen Baden-Württemberg und in Bayern die Arbon-Kultur verbreitet. Den Begriff »Arbon-Kultur« hat 1987 der am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Breisgau lehrende Prähistoriker Christian Strahm erstmals in einer Tabelle verwendet.
Dagegen sprach 1992 der Freiburger Prähistoriker Joachim Köninger von der »Arboner Gruppe«, die er anhand des Inventars aus Schicht C der Seeufersiedlung Bodmann-Schachen I am Bodensee umriß. Charakteristisch ist vor allem die in geometrischen Mustern reich ritz- und stichverzierte Keramik. Die Namen »Arbon-Kultur«, »Arboner Gruppe« oder »Arboner Kultur« beschreiben wohl die gleiche prähistorische Erscheinung der jüngeren Frühbronzezeit in Süddeutschland und der Nordschweiz.
Die Arbon-Kultur ist nach den Seeufersiedlungen von Arbon-Bleiche 2 am Bodensee im schweizerischen Kanton Thurgau benannt. Ihr werden in Baden-Württemberg Siedlungen am Bodensee, auf Flußterrassen, in Hanglage sowie auf Höhen zugerechnet. Auch in den Tälern der bayerischen Flüsse Lech und Isar hat es Höhensiedlungen jener Kultur gegeben.
Fundschichten der Arbon-Kultur sind aus Bodman-Schachen I (Kreis Konstanz) am Bodensee bekannt. Dort haben bereits in der älteren Frühbronzezeit Seeufersiedlungen existiert. Die Fundschichten der jüngeren Frühbronzezeit aus der zweiten Hälfte des 17. vorchristlichen Jahrhunderts repräsentieren Reste von Dörfern mit fünf bis neun Häusern, die Flächen zwischen 25 und 30 Quadratmetern hatten. Ein Jahrhundert später baute man die Häuser schon merklich größer. Sie waren nun dreischiffig und verfügten über einen Grundriß von etwa 42 Quadratmeter Fläche ...

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Die Singener Gruppe (etwa 2300-2000 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Frühbronzezeit" von Ernst Probst:

Der Münchner Archäologe Friedrich Holste (1908-1942) gilt als der erste, der herausfand, daß es in Süddeutschland außer den damals bekannten zwei frühbronzezeitlichen Kulturen noch eine dritte eigenständige Gruppe geben müsse. Diesem guten Kenner der Bronzezeit waren Unterschiede zwischen den Grabfunden des nördlichen und südlichen Oberrheintales aufgefallen. Seine Erkenntnisse hierüber wurden 1942 publiziert - im selben Jahr also, in dem er im Krieg gefallen war.
Holstes Vermutungen sind in den fünfziger Jahren durch die Entdeckung des großen frühbronzezeitlichen Gräberfeldes von Singen am Hohentwiel (Kreis Konstanz) eindrucksvoll bestätigt worden. Ausgehend von den dortigen Funden hat 1954 der Stuttgarter Archäologe Siegfried Junghans den Begriff Formenkreis Adlerberg-Singen geprägt. Der Freiburger Archäologe Edward Sangmeister sprach ab 1960 von der Gruppe Singen, was später von anderen Autoren in Singener Gruppe abgewandelt wurde.
Die Singener Gruppe ist etwa von 2300 bis 2000 v. Chr. nachweisbar. Sie war in dem Gebiet zwischen Schwäbischer Alb und dem Bodensee sowie im württembergischen Schwaben und in Bayerisch-Schwaben verbreitet. Auch die Singener Gruppe hatte kupferzeitliches Gepräge, weil ihre Metallhandwerker noch Kupfer statt Bronze verarbeiten.
Die Ausstattungen der Gräber zeigen, daß es keine soziale Oberschicht mit mächtigen und reichen Fürsten gegeben hat. Die Männer wurden bis zu 1,71 Meter groß, wie das Skelett eines alten Mannes aus dem Gräberfeld von Singen belegt. Eine Frau aus Singen war mit 1,48 Meter selbst für damalige Verhältnisse recht klein, eine Frau aus Veringenstadt (Kreis Sigmaringen) maß 1,58 Meter ...

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