Freitag, 11. Januar 2008

Die Ems-Hunte-Gruppe (etwa 1100-800 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Spätbronzezeit" von Ernst Probst:

Zwischen den Flüssen Ems im Westen und Hunte im Osten lag in der jüngeren Bronzezeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. das Verbreitungsgebiet der Ems-Hunte-Gruppe. Es reichte ungefähr von Osnabrück im Süden bis Wildeshausen (Kreis Oldenburg) im Norden und umfaßte die Kreise Grafschaft Bentheim, Emsland, Cloppenburg, Osnabrück, Vechta und Oldenburg.
Im Laufe der Forschungsgeschichte wurden die Funde aus diesem Gebiet unterschiedlichen Kulturen beziehungsweise Gruppen zugeordnet: 1930 zum Formenkreis der Unterweser, 1941/42 zum Ems-Weser-Kreis, 1957 zur Hase-Hunte-Kulturprovinz, 1968 zur Südgruppe im südlichen Oldenburg und 1979 von dem Prähistoriker Wolfgang Schlüter aus Osnabrück zum »Ems-Hunte-Kreis«. Für den so umrissenen Komplex schlug 1991 der Prähistoriker Otto Mathias Wilbertz aus Hannover den Begriff „Ems-Hunte-Gruppe« vor.
Über die Siedlungen der Ems-Hunte-Gruppe weiß man bisher wenig. Sie lagen wohl ebenso wie diejenigen der folgenden frühen Eisenzeit etwa 250 bis 500 Meter von den Friedhöfen entfernt und in unmittelbarer Nähe eines Gewässers. Unbekannt sind die Größe und Gliederung der Dörfer sowie die dort eventuell ausgeübten handwerklichen Tätigkeiten.
Die bronzenen Rasiermesser aus dem Bereich der Ems-Hunte-Gruppe lassen mitunter Beziehungen zur nordischen Bronzezeit und zur süddeutschen Urnenfelder-Kultur erkennen. Ihre reiche Ornamentik zeigt teilweise eine Vermischung nordischer und süddeutscher Motive. Vielleicht sind diese Rasiermesser nur Nachahmungen und stammen aus eigener Produktion.
Allein in den Gräbern von Voxtrup-Düstrup (Stadt Osnabrück) lagen mindestens zehn Rasiermesser. Ein Exemplar mit Lederscheide wurde in Dötlingen-Buschheide bei Wildeshausen (Kreis Oldenburg) geborgen. In einer Scheide aus Holz, die mit Leder überzogen war, soll angeblich eines der Rasiermesser aus Voxtrup-Düstrup gesteckt haben.
Bei den Rasiermessern wirken die auf einer Seite verzierten Stücke wie kleine Kunstwerke. Ein Rasiermesser aus Börstel bei Berge (Kreis Osnabrück) sowie zwei weitere solche Toilettegegenstände aus Emsbüren und vom Nattenberg bei Emsbüren (Kreis Emsland) zeigen mythologische Schiffsdarstellungen. Auf letzterem Fund sind zudem zwei Fabeltiere abgebildet ...

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