Mittwoch, 9. Januar 2008

Die Oldenburg-emsländische Gruppe (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Mittelbronzezeit" von Ernst Probst:

Aus einem nicht bekannten Grund haben die Menschen im westlichen Teil von Niedersachsen in der älteren Bronzezeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. ihren Verstorbenen fast keine Beigaben mit ins Grab gelegt. Durch diese Eigenart unterscheidet sich die in den Kreisen Oldenburg, Cloppenburg, Diepholz und Emsland verbreitete Oldenburg-emsländische Gruppe von den übrigen Kulturstufen jener Zeit in Niedersachsen. Der Begriff »Oldenburg-emsländische Gruppe« geht auf den Hamburger Prähistoriker Friedrich Laux zurück. Er hat 1987 in Bad Stuer bei einer Tagung und 1990 in dem Sammelband hierüber diesen Namen geprägt.
Anhand zweier Grabfunde aus Kirchhatten (Kreis Oldenburg) weiß man, daß die Menschen jener Zeit Kleidungsstücke trugen, die aus Schafwolle und Hirschhaaren gewebt waren. In einem der dortigen Gräber konnte auf der Außenseite eines bronzenen Armreifs ein Wollgeweberest geborgen werden, der entweder von der Decke, unter der die Leiche lag, oder von einem Mantel stammt. In einem anderen Grab fand man an fünf Stellen der Bestattung ein Wollgewebe mit ein Millimeter dicken Fäden und verrotteten Flachs.
Auf Ackerbau während der älteren Bronzezeit wies früher eindeutig der Hakenpflug von Walle (Kreis Aurich) hin, der nur wenig außerhalb des Verbreitungsgebietes der Oldenburg-emsländischen Gruppe zum Vorschein kam. Sein Alter wurde durch Pollenanalysen am Fundort ermittelt. Heute schwankt die Datierung jenes Pfluges zwischen der Jungsteinzeit und der Bronzezeit. Das insgesamt drei Meter lange Ackerbaugerät aus Eichenholz mit etwa 60 Zentimeter langer Schar hat man beim Torfstechen in etwa anderthalb Meter Tiefe zutage gefördert. Ein anderer Pflug aus Eichenholz von Duisburg-Rheinhausen in Nordrhein-Westfalen stammt aus der Jungsteinzeit um 2300 v. Chr.
Da den Toten keine Fleischbeigaben ins Grab gelegt wurden und die Siedlungen schlecht erforscht sind, weiß man wenig über die Haustiere der Oldenburg-emsländischen Gruppe. Die erwähnten Gewebereste aus Kirchhatten belegen indirekt die Haltung von Schafen. In einem Hügelgrab mit Baumsargbestattung von Harmhausen (Kreis Diepholz) barg man Hundeknochen. Die Hirschhaarreste von Kirchhatten deuten auf gelegentliche Jagd hin.
Die Tongefäße der Oldenburg-emsländischen Gruppe werden wegen ihrer groben Machart als »Kümmerkeramik« bezeichnet. Neben aus Ton modellierten und im Töpferofen gebrannten Keramikgefäßen wurden zuweilen Holzgefäße geschnitzt. Das beweisen ein Eichenholzgefäß aus einem Grab von Sulingen-Vorwohlde (Kreis Diepholz) und Lindenholzreste, aus einem Grab von Kirchhatten (Kreis Oldenburg), die wohl von einem Gefäß stammen ...

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