Leseprobe aus dem Taschenbuch "Die Unstrut-Gruppe" von Ernst Probst:
Zu den selbständigen Kulturen der Spätbronzezeit in Mitteldeutschland gehörte die nach dem gleichnamigen thüringischen Fluß benannte Unstrut-Gruppe. Sie ist aus der mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Kultur hervorgegangen und wurde dabei stark von der Urnenfelder-Kultur geprägt. Den Begriff Unstrut-Gruppe hat 1943 der damals am Landesmuseum Halle/Saale wirkende Prähistoriker Wilhelm Albert von Brunn (1911-1988) vorgeschlagen.
Manche Prähistoriker verwenden statt dessen den Namen Walterslebener Gruppe, der sich auf das Gräberfeld von Erfurt-Waltersleben in Thüringen bezieht. Von der Walterslebener Gruppe hat 1928 als erster der Studienrat und Altertumsforscher Ernst Lehmann (1893-1950) aus Erfurt gesprochen. Nicht durchzusetzen vermochten sich die etwas umständlich klingenden Bezeichnungen »Kultur des Friedhofes auf dem Erfurter Flughafen« und »Kultur der thüringischen Steinpackungsgräber«.
Die Unstrut-Gruppe war von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. im Bereich der Unstrut bis zum Südharz verbreitet. Ihr Kerngebiet lag im Thüringer Becken, wo sich der fruchtbare Lößboden gut für den Ackerbau eignete. Einige Fundorte befinden sich im Fuldaer Becken in Nordhessen. Die Unstrut-Gruppe hatte Kontakt zu benachbarten Kulturen und wurde von diesen mehr oder minder stark beeinflußt.
Im Südwesten Thüringens wirkte sich – nach Erkenntnissen des Jenaer Prähistorikers Karl Peschel – zunächst die westböhmisch-ostbayerische Urnenfelder-Kultur in wesentlicher Weise aus. Sie formte die Unstrut-Gruppe mit und prägte den am Oberlauf der Saale und der Weißen Elster heimischen Zweig der Lausitzer Kultur zur Osterländischen Gruppe, die sich schätzungsweise 250 Jahre lang behauptete.
Später gerieten der Westen und die Mitte Thüringens in den Einflußbereich der untermainisch-schwäbischen Gruppe der Urnenfelder-Kultur und schließlich von deren niederhessischer Randzone. Damals verschmolzen mitunter die Formen und Verzierungen der Keramik der Unstrut-Gruppe und der niederhessischen Urnenfelder-Kultur.
Im Nordosten Thüringens jenseits von Helme und Unstrut ging die Unstrut-Gruppe in die Helmsdorfer Gruppe über. Diese Gemeinschaft war im östlichen und nördlichen Harzvorland von Sachsen-Anhalt ansässig.
Obwohl sich die Menschen der Unstrut-Gruppe und der erwähnten Osterländischen Gruppe der Lausitzer Kultur in Tracht und Kult unterschieden, vermischten sich beide in Ostthüringen. Zudem standen die Unstrut-Leute in Verbindung zur böhmischen Knovízer Kultur und praktizierten wie diese die Leichenzerstückelung ...
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