Dienstag, 8. Januar 2008

Der Sögel-Wohlde-Kreis (etwa 1600-1000 v. Chr.)

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Deutschland in der Frühbronzezeit" von Ernst Probst:

Die frühe Bronzezeit wird in Niedersachsen in zwei Abschnitte eingeteilt. Dort existierte während des frühen Abschnitts noch die jungsteinzeitliche Einzelgrab-Kultur, die sich in Nordwestdeutschland neben der Aunjetitzer Kultur behauptete. Als Grab der Einzelgrab-Kultur mit starken Verbindungen zur Aunjetitzer Kultur Böhmens gilt die Schädelbestattung von Metzendorf-Woxdorf (Kreis Harburg). Zu dieser Zeit sind zahlreiche bronzene Randleistenbeile nach Niedersachsen gelangt, deren Fundorte an der Weser eine deutliche Westgrenze bilden.
Im Schlußabschnitt der frühen Bonzezeit entstand in Nordwestdeutschland der Sögel-Wohlde-Kreis, der etwa von 1600 bis 1500 v. Chr. nachweisbar ist. Er wurde nach den niedersächsischen Fundorten Sögel (Kreis Emsland) und Dohnsen-Wohlde (Kreis Celle) benannt. Dabei handelte es sich nicht um eine Kultur, sondern um einen Grabsittenkreis, für den bestimmte Waffenbeigaben in Männergräbern typisch sind.
Der Sögel-Wohlde-Kreis war im östlichen Nordrhein-Westfalen, in Niedersachsen und im südlichen Schleswig-Holstein verbreitet. Im Westen reichte er bis ins nördliche Holland. Seine Ostgrenze wurde durch die Kreise Celle, Soltau-Fallingbostel und Harburg markiert.
Im östlicher gelegenen Ilmenautal (Kreise Lüneburg und Uelzen) sowie im hannoverschen Wendland (Kreis Lüchow-Dannenberg) und in der Altmark folgte parallel zum Sögel-Wohlde-Kreis eine späteste Einzelgrab-Kultur mit letzten Einflüssen der Aunjetitzer Kultur, die durch bestimmte Randleistenbeile gekennzeichnet ist. Diese Beile sind über das Ilmenautal hinaus nicht weiter nach Westen gelangt. Am besten wird jene Zeitphase östlich des Sögel-Wohlde-Kreises durch einige Tongefäße vom Urnenfriedhof Hamburg-Sande dokumentiert.
Der Begriff »Sögel-Wohlde-Kreis« wurde 1971 von dem damals in Lüneburg tätigen Prähistoriker Friedrich Laux in die Fachliteratur eingeführt. Zuvor hatten bereits 1927 der damals in Hannover arbeitende Prähistoriker Ernst Sprockhoff (1892–1967) von der »Sögeler Stufe« sowie der 1958 in Hamburg wirkende Prähistoriker Rolf Hachmann vom »Sögeler Kreis« und vom »Wohlder Kreis« gesprochen. Zeitlich entspricht der Sögel-Wohlde-Kreis weitgehend der Periode I und dem Beginn der Periode II der nordischen Bronzezeit sowie dem älteren Teil der süddeutschen mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Bronzezeit.
Die Menschen der frühen Bronzezeit in Norddeutschland hatten Schädel von großer Höhe mit breiter Stirn sowie relativ kleinem beziehungsweise schmalem und niedrigem Gesicht. Doch in der Folgezeit wurden ihre Kopfumrisse immer kleiner und runder und die Gesichter breiter. Fünf Moorleichen aus dem Tannenhausener Moor (Kreis Aurich) in Niedersachsen könnten vielleicht aus dieser Zeit stammen ...

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