Wiesbaden (welt-der-bronzezeit) - Die Bauern, Bronzegießer und Burgherren in der Bronzezeit von etwa 2300 bis 800 v. Chr. haben nicht nur Gerichte aus Getreidemehl sowie Fleisch von geschlachteten Haus- und gejagten Wildtieren gegessen. Ihr Speisezettel war viel reichhaltiger: Sie verzehrten auch Gemüse, Salat, Obst, Vogeleier, Fische, Milch, Käse, würzten ihre Mahlzeiten mit Salz oder süßten sie mit Honig und tranken Alkohol.
Archäologische Funde und Abdrücke von Getreidekörnern verraten, dass damals Nacktgerste, mehrzeilige Gerste, Saatweizen, Emmer, Einkorn, Rispenhirse und Dinkel gesät und geerntet wurden. Aus dem daraus gewonnenen Mehl hat man Suppen, Breie und Brote hergestellt. Zudem tischte man eßbare Ackerunkräuter - wie Roggentrespe und Windenknöterich - auf.
In manchen Fällen hat man sogar Toten noch Brot als Wegzehrung für das Jenseits mit ins Grab gelegt. Derartige Funde glückten in Bellenberg (Landkreis Neu-Ulm) in Bayern sowie in Heek und Rhede (beide Landkreis Borken), Telgte-Raestrup (Landkreis Warendorf ) und Rheine-Meseum (Landkreis Steinfurt) in Nordrhein-Westfalen.
Als Haustiere sind Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde und Hunde nachgewiesen. Ihr Fleisch wurde in Tongefäßen gekocht und über offenem Feuer gebraten. Kühe und Ziegen lieferten Trinkmilch, aus der man manchmal - worauf tönerne Siebgefäße hindeuten - auch Käse zubereitet hat.
Suppen, Breie, Brote und Fleisch sind sicherlich gesalzen worden. Schließlich hat man im oberösterreichischen Hallstatt um 1200 v. Chr. die ältesten Salzbergwerke der Erde betrieben und in der Gegend von Halle/Saale in Sachsen-Anhalt tönerne Geräte zur Salzherstellung entdeckt. In manchen Dörfern betrieb man schon die Imkerei und wußte den Honig der Bienen als Leckerei oder Süßungsmittel zu schätzen.
Dank der schon in der Jungsteinzeit aufgekommenen Landwirtschaft spielte die Jagd auf wilde Tiere in der Bronzezeit keine wichtige Rolle mehr bei der Ernährung. Braunbären, Elche, Rothirsche, Rehe, Auerochsen, Wildschweine, Hasen, Biber und Wildgeflügel (Enten, Gänse, Kormorane, Kraniche) sorgten nur lediglich für Abwechslung auf dem Speisezettel. Man brachte die großen Tiere mit Speeren und die kleinen mit Pfeil und Bogen zur Strecke.
Speisereste, Angelhaken, Netzreste und -senker sowie Harpunen belegen gelegentlichen Fischfang an Flüssen und Seen. Das Fleisch von Muscheln aus Bächen, Flüssen, Seen und Meeren sowie die Eier von brütenden Wildvögeln wußte man sporadisch ebenfalls zu schätzen. Der Fischfang und die Jagd auf Wasservögel erfolgten teilweise von Booten aus.
Außer Getreide baute man in der Bronzezeit auch Gemüse wie Kohl, Möhren, Linsen, Erbsen und Ackerbohnen (Pferde- oder Saubohnen genannt) an. Sie dienten zur Herstellung von Brei. Aus Schlafmohn, Flachs und später Leindotter wurde pflanzliches Öl für Speisezwecke gewonnen.
Nach den Funden aus damaligen Siedlungen zu schließen, waren auch viele eßbare Sammelpflanzen bekannt, die in freier Natur wuchsen. Dazu gehören Wildäpfel, Wildbirnen, Schlehen, Trauben von Wildem Wein, Kornelkirschen, Himbeeren, Walderdbeeren, Brombeeren, Schwarzer Holunder, Haselnüsse und Eicheln. Weintraubenreste kennt man aus Franzhausen in Niederösterreich und aus Plauen (Elstertalkreis) in Sachsen. Obst ist mitunter als Vorrat gedörrt worden.
Krusten aus Kochtöpfen der spätbronzezeitlichen Seeufersiedlung von Zug in der Schweiz zeigten, dass man verschiedene Pflanzen zusammen zubereitete. Eine solche Kruste bestand vor allem aus Dinkel und Linsen, mit denen Saatgerste, Rispenhirse, Seebinse, großes Nixenkraut, Haselnuß, Hahnenfuß, Brombeere, Wildapfel, Hundspetersilie, bittersüßer Nachtschatten, Zwergholunder und Feldsalat vermischt wurden.
Im Grab einer Frau von Egtved in Dänemark ist in einer Birkenrindenschachtel sogar der Rest eines alkoholisches Getränkes nach gewiesen worden. Es handelte sich um ein Fruchtbier aus Weizen und Preiselbeeren mit Zusatz von Porst und Honig. Drei bronzene Gefäße - ein Eimer, eine Tasse und ein Sieb - in einem reich ausgestatteten Grab von Hart an der Alz (Landkreis Altötting) in Bayern gelten als Weinservice. Dem damit versehenen, wohl bedeutenden Toten hatte man auch Teile eines vierrädrigen Prunkfahrzeuges ins Grab gelegt.
Zumindest in Bayern hat man bereits Hanf oder Mohn geraucht. Den Beweis dafür lieferte der Fund des tönernen Kopfes einer Pfeife aus Bad Abbach-Heidfeld (Landkreis Kelheim), an dem noch ein winziger Rest des einstigen hölzernen Saugrohres haftete.
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