Wiesbaden (welt-der-bronzezeit) - Im "goldenen Zeitalter der Urgeschichte" von etwa 2300 bis 800 v. Chr. gab es in Deutschland bereits mächtige Häuptlinge und Fürsten, wehrhafte Burgen sowie mysteriöse Kulte. Nachfolgend einige der spektakulärsten Entdeckungen aus dieser Ära, die wegen einer neuen Metalllegierung auch Bronzezeit heißt:
Baden-Württemberg: Die älteste verzierte Holzflöte der Welt stammt aus einer Ufersiedlung der Urnenfelder-Kultur (etwa 1300 bis 800 v. Chr.) von Hagnau-Burg am Bodensee. Das auf eine Länge von 15,3 Zentimeter erhaltene Musikinstrument wurde aus einem Holunderrohr angefertigt.
Bayern: In Acholshausen (Kreis Würzburg) kam ein 40 Zentimeter hoher bronzener Kesselwagen der Urnenfelder-Kultur zum Vorschein. Er gilt als Requisit beim Gewitter- und Regenzauber. In Dürrezeiten hat man vielleicht den Kessel des Wagens zum Klingen gebracht und um Regen gefleht.
Saarland: Der Rest eines Bronzerades aus Saarlouis und Pferdegeschirrteile aus Wallerfangen (Kreis Saarlouis) lieferten Hinweise auf das Verkehrswesen der Urnenfelder-Kultur. Demnach gab es damals schon Wagen mit bronzenen Speichenrädern sowie Pferde als Reit- und Zugtiere.
Rheinland-Pfalz: In Schifferstadt (Kreis Ludwigshafen) glückte die Entdeckung eines kostbaren Kültobjektes der Hügelgräber-Kultur (etwa 1600 bis 1300 v. Chr.). Dabei handelt es sich um einen prächtig verzierten "goldenen Hut", der vielleicht einen Holzpfahl krönte und als göttliches Sinnbild verehrt wurde.
Hessen: In Hofheim (Main-Taunus-Kreis) fand man das Grab eines Mannes der Adlerberg-Kultur (etwa 2300 bis 1800 v. Chr.), der nach einem Pfeilschuß gestorben ist. Die im linken Unterarm steckengebliebene Pfeilspitze hatte eine eitrige Entzündung und danach eine Blutvergiftung oder Thrombose verursacht.
Nordrhein-Westfalen: In Wachtberg-Fritzdorf (Rhein-Sieg-Kreis) wurde der älteste Goldbecher des Rheinlandes zutage gefördert. Er stammt aus der älteren Bronzezeit (etwa 1500 bis 1200 v. Chr.), ist 12,1 Zentimeter hoch und 221 Gramm schwer. Der Becher diente vermutlich als Opfergabe für eine Gottheit.
Niedersachsen: In Anderlingen (Kreis Rotenburg-Wümme) stieß man in einem Steinkistengrab der älteren Bronzezeit auf einen 1,15 Meter hohen Stein, auf dem drei nackte menschliche Gestalten mit vogelartigen Masken zu sehen sind. Die geheimnisvolle Szene gilt als Aufzug bei einer Bestattung.
Schleswig-Holstein: Aus Glüsing (Kreis Dithmarschen) kennt man das Grab eines Priesters aus der älteren Bronzezeit (etwa 1500 bis 1200 v. Chr.), der dem Sonnenkult huldigte. Darin lagen ein bronzenes Schwert, zwei Beile, ein Dolch und eine mit Sonnensymbolen verzierte Goldscheibe.
Thüringen: In Sömmerda-Leubingen wurde ein Fürstengrab der Aunjetitzer Kultur (etwa 2300 bis 1500 v. Chr.) freigelegt. Der Fürst lag zusammen mit seinem Goldschmuck und einem zehnjährigen Kind, das ihm als Diener ins Grab folgen mußte, unter einer Totenhütte aus Eichenholz und einem mächtigen Grabhügel.
Sachsen: Der größte Bronzeschatz der Spätbronzezeit (etwa 1300 bis 800 v. Chr.) konnte in Dresden-Dobritz geborgen werden. Er umfasste einen Eimer, 16 Tassen und Schalen sowie ein Sieb. Ein Kernfund aus der Siedlung von Plauen (Vogtlandkreis) verrät, daß deren Bewohner bereits Trauben von Wildem Wein aßen.
Brandenburg: Auf der "Schwedenschanze" von Lossow bei Frankfurt/Oder thronte eine burgartige Befestigung der Lausitzer Kultur (etwa 1200 bis 800 v. Chr.). Sie wurde im Süden und Osten durch Steilhänge sowie im Norden und Westen durch vier bis sechs Meter hohe Wälle vor Angreifern geschützt.
Mecklenburg-Vorpommern: Ückeritz (Kreis Ostvorpommern) wurde als Fundort von Geschirrteilen "heiliger Pferde" aus der nordischen jüngeren Bronzezeit (etwa 1100 bis 800 v. Chr.) berühmt. Die Geschirrteile dürften bei Prozessionsumzügen eindrucksvoll geläutet und geklingelt haben.
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